INTERMARCHÉ - WANTY

Wie schon 30 Jahre zuvor nehmen seit 2021 vier belgische Teams an der Tour de France teil. 1991 heißen sie Lotto-Superclub-MBK, Histor-Sigma, Weinmann-Eddy Merckx und Tonton Tapis-GB-Corona. Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux feiert 2021 nach drei Teilnahmen in den Jahren 2017, 2018 und 2019 ein Comeback dank der Übernahme der WorldTour-Lizenz der polnischen Formation CCC. Dies ist ein Sprung ins kalte Wasser für die Truppe unter Leitung von Jean-François Bourlart, die 2008 als UCI Continental Team entsteht und seit 2011 unter verschiedenen Namen als Zweitdivisionär (Pro Continentale) unterwegs ist: Veranda‘s Willems, Accent Jobs-Wanty und Wanty-Gobert.

Das Team Wanty-Groupe Gobert, das 2017 erstmals zur Tour de France eingeladen wird, tritt mit neun Debütanten an. Es genießt Welpenschutz und belebt jeden Tag die Ausreißversuche, sofern es die Topographie der jeweiligen Etappe zulässt, d.h. vor allem in der ersten Woche. Daran beteiligen sich vor allem Yoann Offredo und Frederik Backaert, dessen persönliche Biografie als Radsportler mit Bauernhof die besondere Aufmerksamkeit der Medien genießt. Die andere Galionsfigur ist Guillaume Martin, der an der Universität von Nanterre einen Abschluss in Philosophie gemacht hat und Autor der Bücher „Socrate à vélo“ (Sokrates auf dem Fahrrad) und „La société du peloton“ (Die Gesellschaft des Pelotons) ist. Er weiß seine körperlichen Vorzüge einzusetzen, um bei seiner ersten Tour de France den 23. Platz der Gesamtwertung zu erreichen – und den dritten Platz der achten Etappe von Les Rousses. Bei seinen nächsten beiden Teilnahmen mit dem wallonischen Team erreicht er Rang 21 bzw. 12.

Dank des Tour-Auftakts in Brüssel und Starts der dritten Etappe an seinem Standort in Binche kann das Team 2019 (mit einer Wiederholung 2022) glänzen: Es holt mehrfach die Rote Rückennummer für den Prix de la Combativité, und Yoann Offredo wird schließlich zum kämpferischsten Fahrer („super combatif“) der ersten Woche gewählt. Der dritte Platz von Xandro Meurisse in La Planche des Belles Filles sowie seine Platzierung als bester Belgier (21.) sorgen in Belgien für Furore. Die zweite Medienattraktion des Teams ist lange Zeit Sportdirektor Hilaire Van der Schueren, der es gelegentlich auf die Spitze treibt und noch in seinen Siebzigern ein Urgestein des Radsports ist. Er ist Mitte der 1980er Jahren zunächst die rechte Hand von Guillaume Driessens (einer der Sportdirektoren von Eddy Merckx), dann von Jan Raas. Inzwischen hat er sich in den Ruhestand verabschiedet.

Das Team hat sich in kurzer Zeit sehr professionell aufgestellt und es geschafft, mit Biniam Girmay den ersten Schwarzen Afrikaner bei einem flämischen Klassiker (Gent-Wevelgem 2022) und einer Etappe einer großen Rundfahrt (Giro 2022) zum Sieg zu führen. Die Formation baut den Südafrikaner Louis Meintjes wieder auf, der bei der Tour de France 2021 Vierter wird, 2022 auf den 7. Platz kommt und nur knapp einen Etappensieg in L’Alpe d’Huez verpasst (2.), bevor es bei der Vuelta endlich klappt. Zweite Plätze belegen auch Taco van der Hoorn in Wallers-Arenberg, wo er sich 2022 Simon Clarke knapp geschlagen geben muss, und Georg Zimmermann 2023 in Issoire, während Girmay bei seinem Debüt bei der Tour de France einen dritten Platz in Bordeaux (hinter Jasper Philipsen und Mark Cavendish) verbucht, was nicht ganz die an ihn gestellten Erwartungen erfüllt.