Für Sprinter gab es seit der gestrigen Etappe nach Nîmes von den Zwischensprints abgesehen nichts mehr zu gewinnen. Wer von Ihnen die Aussichtslosigkeit einsah oder schwächelte, stieg aus. Das Ziel in Sperdévoluy erreichten noch 145 Fahrer. Trotz müder Beine feuerten einige ein Feuerwerk ab. Allen voran Richard Carapaz, der als Kletterer alle Ausreißer einholte, stehen ließ und vor Simon Yates und Enric Mas gewann. Die Favoriten bummelten hinter den Ausreißern und Sprintern her. Doch typisch Pogacar griff er kurz vor dem Gipfel an; Nutznießer war jedoch Evenepoel, der vor den beiden Favoriten ins Ziel kam.
Ohne Bauhaus (TBV), in Nîmes noch Zweiter, und Reinders (JAY) standen 148 Fahrer am Start. Anders als erwartet keine Attacke. Nach der ersten Ortschaft reagierte Vingegaards Team auf den starken Wind. Pogacar blieb dran, zumal Politt und Wellens zu ihm hinsprangen. Erste Windstaffeln. Mit Hilfe der nächsten Ortsdurchfahrt lief das Peloton wieder zusammen. Vorerst ruhige Weiterfahrt. Vor Nyons doch der erste Angriff: Ex-Tour-Sieger Thomas (IGD) und Grignard (LTD) Ausgangspunkt für weitere Attacken, u.a. mit Geschke und Zimmermann. Doch zu viele Interessen prallten aufeinander, so dass nach 50 km mit im Schnitt 49 km/h noch alles zusammen war. Eine weitere Aufgabe: Lutsenko (AST). Damit nur noch vier Mann im Team von Cavendish.
Girmay gewann gut erholt den Sprint des Hauptfeldes
Im Tal des Eygues hatten 4 Mann Erfolg: Benoot (TVL), Jungels (RBH), Grégoire (GFC) und Cort (UXM). An der Spitze des Feldes einmal mehr Nils Politt. Als das Peloton näher kam die nächste Aufgabe eines Sprinters: Gaviria (MOV). Und kurz darauf auch für Bennett Schluss. Noch keine Ruhe im Feld, das bereits zweigeteilt war. Die Sprinter abgehängt. Die Verfolger der Spitze eingeholt; auf abschüssiger Straße jedoch geschlossenes Feld. Auch nach zwei Stunden blieb es unübersichtlich, weil immer wieder attackiert wurde. In Veynes führte Cort (20 Punkte) die Ausreißer als erster über den Zwischensprint. 45’’ später Spurt um Platz 5. Ergebnis: Girmay (11) vor Philipsen (10) und Coquard (9). Aus dem Peloton weitere Angriffe, ohne Veränderung der Situation. Noch 40 km mit 3 Bergen. Die Ausreißer 1’30 vor vielen bergfesten Fahrern und über 4’ vor dem Feld mit den Favoriten.
Konter von Carapaz sitzt
Bergauf zum Col Bayard (2. Kategorie mit 11 %) wuchs der Vorsprung zum Favoritenfeld und der zu den Verfolgern sank. Auf dem Gipfel zu Martin (COF) und Madouas (GFC). 1’05 zu den übrigen Ausreißern - mittlerweile ohne die Deutschen Denz und Zimmermann - , zum Feld jetzt über 6’. Vortritt bei der Bergüberfahrt wie beim Sprint für Cort. Madouas und Martin schnappten sich die vier Führenden, bevor Simon Yates von hinten herankam und an allen vorbeifuhr. Weitere Attacken mit Carapaz und Williams, die zur Spitze vorfuhren. Und Carapaz flog förmlich an Simon Yates vorbei. Wie entfesselt distanzierte er den Briten vor der Bergspitze des Col du Noyer (1. Kategorie) im steilsten Stück. Von hinten kam Mas näher. Das Feld schon 9’ zurück. 7 km abwärts und wieder 4 hoch. Carapaz baute seinen Vorsprung aus und holte sich seinen ersten Tour-Etappenerfolg.
Typisch Pogacar
Obwohl 9’ hinter der Spitze wurde es bei den Favoriten noch einmal spannend. Denn 2 km vor dem Gipfel überraschte Pogacar erneut Vingegaard. Evenepoel konnte folgen, Vingegaard nur dank seines Mannschaftskameraden Laporte den Schaden begrenzen. Mittendrin in der Auseinandersetzung der Favoriten Georg Zimmermann, der aus dem Feld rausgefahren war. Zum Glück des Vorjahrssiegers unterstützten ihn im Schlussanstieg Benoot und Van Aert. Evenepoel machte 10“ auf Pogacar und 12“ auf Vingegaard gut, denn Pogacar ließ auf der Zielgeraden explosiv wie immer Vingegaard erneut stehen.
Trikots bleiben bei ihren Besitzern
Trotz der Anstrengungen aller Fahrer vorne oder hinten keine Änderungen bei den Trikotträgern. Der Sieg von Carapaz und seine Bergpunkte könnten auch den Kampf um das gepunktete Trikot noch einmal spannend machen. Der um das Grüne Trikot bleibt es trotz Girmays knappem Sieg vor Philipsen. Kämpferischster Fahrer Romain Grégoire, Mitglied des Ausreißer-Quartetts.