Ausgabe 2024
Geschichte
Die frühere Formation Garmin, die 2008 in Brest ihr Debüt bei der Tour de France gibt, liefert den Beweis, dass Finanzkraft und Planung im modernen Radsport nicht alles sind. Denn mit einem der geringsten Budgets und regelmäßiger Ungewissheit über ihre Zukunft führt sie 2017 Rigoberto Urán auf den zweiten Platz der Gesamtwertung.
Education First im überwiegend rosafarbenen Trikot setzt das Abenteuer fort. Die Geschichte der amerikanischen Formation hat ihren Ursprung in der Anti-Doping-Philosophie zweier Männer: Manager Jonathan Vaughters und David Millar, der nach einer heilsamen Pause wieder ins Fahrerlager wechselt. Der vierte Platz in der Gesamtwertung von Christian Vande Velde in Paris 2008 ist nur der Auftakt für drei weitere unerwartete Platzierungen in den TOP 10: Bradley Wiggins, 4. Platz 2009; Ryder Hesjedal, 7. Platz 2010; Tom Danielson, 9. Platz 2011.
Der junge Andrew Talansky, der 2013 auf den 10. Platz fährt, löscht die böse Erinnerung an 2012 aus (Massensturz in Lothringen). Der „Pitbull“, der 2014 das Critérium du Dauphiné gewinnt, muss bei der Tour im gleichen Jahr schweren Herzens aufgeben, aber sein Team kann den Verlust wegstecken und holt dank Ramũnas Navardauskas einen bewegenden Sieg in Bergerac. Die in Boulder, Colorado, ansässige Formation ist bis zum Paukenschlag von Urán in Chambéry 2017 bei der Tour kein weiterer Erfolg gegönnt.
Talansky wird 2015 Elfter in der Gesamtwertung und Zweiter in Pra Loup, Dan Martin schafft es in Mûr-de-Bretagne und in Cauterets auf den zweiten Platz, Hesjedal in L‘Alpe d’Huez auf den dritten. Ende der 2010er-Jahre verzeichnet das Team kaum Erfolge und Urán begnügt sich 2019 mit einem 7. Platz, ohne Risiken einzugehen. Das Team macht 2018 eher durch den Amerikaner Lawson Craddock von sich reden, der als erster Fahrer in die Annalen eingeht, der von Anfang bis Ende der Tour den letzten Platz der Gesamtwertung belegt. Nach einer sturzbedingten Verletzung am Schulterblatt am ersten Tag schafft er es mit reiner Willenskraft nach Paris.
Während 2020 alle mit großer Spannung das große Tour-Debüt des kolumbianischen Goldjungen Sergio Higuita beobachten, macht sein Landsmann Dani Martinez mit seinem Sieg am Puy Mary von sich reden. Higuita verpasst 2021 knapp den Etappensieg in Quillan (3. Platz). Er beendet die Tour (8. am Col du Portet und 7. in Luz Ardiden) mit einer besseren Platzierung als Rigoberto Urán, der vom zweiten Platz der Gesamtwertung nach der Etappe am Mont Ventoux auf den zehnten abrutscht.
Bis zu einem überraschenden Etappensieg bei der Vuelta ist das beste Ergebnis des kolumbianischen Veteranen ein 25. Platz bei der Tour 2022, wo er von seinem amerikanischen Kollegen Neilson Powless in den Schatten gestellt wird: Powless belegt am Ende den 12. Platz der Gesamtwertung, nachdem das Gelbe Trikot zwei Tage lang zum Greifen nah ist. Nach der Pflasteretappe im Norden liegt er auf dem zweiten Platz hinter Wout van Aert. In Longwy folgt er Tadej Pogacar auf den Fersen. Mit seinem zweiten Platz in Mende kann Alberto Bettiol es Magnus Cort nicht gleichtun, der die Etappe in Megève gewinnt. Dabei muss man sagen, dass der Däne nicht erst mit diesem Sieg die Erinnerung an das Fiasko von Stefan Bisseggers zweifachen Sturz im Zeitfahren von Kopenhagen auslöscht und sich beliebt macht: In Dänemark unternimmt er jeden Tag einen Ausreißversuch und auch in Frankreich lässt er sich nicht lumpen und sammelt an jedem noch so kleinen Anstieg Punkte, sodass er bis zur neunten Etappe das Gepunktete Trikot trägt!
Die Rekrutierung des Olympiasiegers Richard Carapaz, der bei der Tour de France 2021 Dritter wird, soll ein neues Kapitel aufschlagen und Urán (71. Platz bei der Tour 2023) vergessen machen. Aber der Ecuadorianer stürzt bereits auf der ersten Etappe und kann am nächsten Morgen nicht antreten, während der Engländer James Shaw einen starken Auftritt im Gebirge hinlegt: Er ist Fünfter in Cauterets und Siebter am Grand Colombier, bevor auch er aufgeben muss, nachdem er nach zwei Dritteln der Tour in den gleichen Sturz verwickelt ist wie Romain Bardet.
- Finalsieg0
- Etappensiege10
- Gelbe Trikots7
- Sonstige verdientes Rennen0
Gesamtsiege: 0
Podiumsplätze: 1
- 2017: Rigoberto Urán, Zweiter
Etappensiege: 10
- 2011: Mannschaftszeitfahren in Les Essarts; Tyler Farrar in Redon; Thor Hushovd in Lourdes und in Gap
- 2012: David Millar in Annonay-Davézieux
- 2013: Dan Martin in Bagnères-de-Bigorre
- 2014: Ramũnas Navardauskas in Bergerac
- 2017: Rigoberto Urán in Chambéry
- 2020: Daniel Martinez am Puy Mary
- 2022: Magnus Cort in Megève
Siege in anderen Wertungen: 1
- 2011: Mannschaftswertung
Gelbe Trikots: 7
- 2011: Thor Hushovd, sieben Tage
TEILNAHMEN: 16 (seit 2008)
DIE ZAHL 2: Beste Platzierung eines Fahrers aus dem Team von Jonathan Vaughters in der Gesamtwertung der Tour de France durch Rigoberto Urán nach den 4. Plätzen von Christian Vande Velde 2008 und Bradley Wiggins 2009.
MEILENSTEINE
- 7. Juli 2009: Beim Mannschaftszeitfahren, seiner Paradedisziplin, fordert das Team von Jonathan Vaughters die Übermacht von Astana heraus – ein Vorgeschmack auf Bradley Wiggins‘ 4. Platz in der Gesamtwertung.
- 4. Juli 2011: Am Tag, nachdem sein Traum vom Sieg im Mannschaftszeitfahren wahr wird, genießt Vaughters den Sieg seines Sprinters Tyler Farrar in Redon und das Gelbe Trikot von Thor Hushovd.
- 13. Juli 2012: David Millar, die fleischgewordene Verkörperung der Anti-Doping-Politik des Teams, schließt mit einem Sieg in Annonay-Davézieux an alte Tour-Erfolge an und holt sich seine endgültige Wiedergutmachung.
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