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Ein Tag in Gelb: Romain Feillu (IX/X)

Im Laufe ihrer gesamten Karriere haben insgesamt 67 Radrennfahrer das Gelbe Trikot getragen – einen Tag lang oder noch weniger. Damit liegen sie Lichtjahre hinter Eddy Merckx und sind weitaus weniger bekannt als die drei anderen Fahrer, die jeweils fünf Mal die Tour gewonnen haben: Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Miguel Indurain. Und doch verkörpern sie auf ihre Weise eine Mischung aus Höchstleistung und Bescheidenheit. Romain Feillu trug das Gelbe Trikot bei der Tour de France gerade mal 40 Minuten beim Zeitfahren in Cholet. Dieser Augenblick war ausgesprochen kurz, aber er hat ihn sehr genossen.

CYCLISME. - TOUR DE FRANCE 2008. - ETAPE 04. - CONTRE LA MONTRE. - CHOLET - CHOLET - feillu (romain)
CYCLISME. - TOUR DE FRANCE 2008. - ETAPE 04. - CONTRE LA MONTRE. - CHOLET - CHOLET - feillu (romain) © PRESSE SPORTS
CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2008 - 3 eme ETAPE - ST MALO - NANTES - feillu (romain)
CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2008 - 3 eme ETAPE - ST MALO - NANTES - feillu (romain) © PRESSE SPORTS
CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2008 - 3 eme ETAPE - ST MALO - NANTES - feillu (romain)
CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2008 - 3 eme ETAPE - ST MALO - NANTES - feillu (romain) © PRESSE SPORTS

Die Tour de France startet ohne einen deutlichen Favoriten, auch wenn sich am Horizont ein Wettkampf zwischen dem Australier Cadel Evans und dem luxemburgischen Brüderpaar Schleck abzeichnet. Während man auf französischer Seite auf die nächste Generation von Kletterern einerseits und von Sprintern andererseits wartet, hat man Mühe, einen oder mehrere Teamführer zu finden, die in den Wettkampf eingreifen könnten. Und doch nimmt die Jagd nach Ruhm nicht ab: Bei der Tour de France versuchen viele ihr Glück bei Ausreißversuchen, da sie sonst gegen die besten Kletterer und Sprinter der Welt kaum eine Chance haben. Zu Beginn der vierten Etappe zwischen Saint-Malo und Nantes setzen sich vier Fahrer ab: Hinter dem Amerikaner William Frischkorn kleben förmlich der Italiener Paolo Longo Borghini, gefolgt von Samuël Dumoulin und Romain Feillu. Das Team „Caisse d’Épargne“ steckt wenig Energie in die Verteidigung des Gelben Trikots von Alejandro Valverde, so dass die Angreifer auf ein glückliches Ende kurz vor dem Ziel hoffen können. Auf der Ziellinie setzt Dumoulin, der damals für Cofidis fährt, sich durch, während die zwei Minuten Vorsprung der kleinen Gruppe dafür sorgen, dass Romain Feillu souverän die Spitzenposition im Gesamtklassement einnimmt.

Voller Freude startet der Träger des Gelben Trikots und genießt die Situation, auch wenn die Nacht zu kurz war, um den Film gedanklich noch einmal Revue passieren zu lassen.

Damals ist Feillu noch ein junger Sprinter und hält sich nicht lange mit dem verpassten Sieg auf, sondern betrachtet das Gelbe Trikot als Erfolg, zumal er das letzte Jahr wegen einer Toxoplasmose überwiegend im Bett verbracht hat. „Ich hab den ganzen Tag daran gedacht“, erklärt er, nachdem er das Trikot übergezogen hat. „Das Gelbe Trikot zählte zu meinen verrücktesten Träumen. Als Kind sah ich Indurain oder LeMond. Natürlich habe ich das Trikot nicht auf einer Bergetappe errungen, aber es auf einer ebenen Etappe zu gewinnen, ist doch auch schon was.“ Auf der Liste der Franzosen, denen diese Ehre zuteil wurde, folgt er Cyril Dessel, den er zwei Jahre zuvor kennengelernt hat, auch wenn er vielleicht nicht auf ein so langes Abenteuer wie Thomas Voeckler 2004 hoffen kann.

Denn morgen steht das Zeitfahren auf dem Plan, und auf den 29 km der Rundstrecke um Cholet hat der Fahrer von Agritubel wenig Chancen, sich gegen die Fahrer und Favoriten der Tour de France zu behaupten. Aber was soll’s … voller Freude startet der Träger des Gelben Trikots und genießt die Situation, auch wenn die Nacht zu kurz war, um den Film gedanklich noch einmal Revue passieren zu lassen. Aber das Wunder auf der Ziellinie findet nicht statt. Er trifft weit hinter Stefan Schumacher ein, der das Gelbe Trikot erringt, was aber nur am Rande interessiert, da er später wegen Dopings deklassiert wird. In den statistischen Aufzeichnungen wird jedoch festgehalten, dass Feillu mit 40‘43“ einen der kürzesten Tage in Gelb erlebt hat. Das ist nur wenig mehr als Rekordhalter vom Schlag eines Patrick Sercu 1974 (11‘ beim Mannschaftszeitfahren in Harelbeke, 9 km) und seines Landsmannes Philippe Gilbert 2011 (25‘ beim Mannschaftszeitfahren in Les Essarts, 23 km).

Hier können Sie die bisherigen Folgen nachlesen:

1931 : Max Bulla (I/X)
1939 : Amédée Fournier (II/X)
1952 : Andrea Carrea (III/X)
1962 : Tom Simpson (IV/X)
1968 : Jean-Pierre Genet (V/X)
1971 : Marinus Wagtmans (VI/X)
1982 : Alex Stieda (VII/X)
1987 : Jean-François Bernard (VIII/X)

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