Das stärkste Team und der große Favorit bestätigten die Prognosen der Experten. UAE und Tadej Pogacar ließen den übrigen Favoriten keine Chance. Ein Schauspiel der sportlichen Extraklasse hinauf zum Dach der Tour. Und ein wie entfesselt nach Valloire stürmender neuer Träger des Gelben Trikots, der allen Zweiflern bewies, dass das Double Giro-Tour für ihn greifbar ist. Doch es ist erst die vierte Etappe.
Der erste Akt des heutigen Tages ein früher Bergaufsprint in Castel del Bosco nach 18,9 km. Interessierte Fahrer ergriffen sofort die Initiative. Auch Georg Zimmermann; aber erst der Vorstoß von Mads Pedersen und 5 Fahrern war erfolgreich. Aber nur kurz. Doch Pedersen gab nicht auf, beschleunigte weiter und fuhr als Erster über die Wertungslinie. Der Lohn: volle Punktzahl (20), dahinter der gestrige Etappen-Sieger Girmay, Coquard und Philipsen. Abrahamsen verteidigte als Fünfter sein Grünes Trikot. Danach fiel er jedoch wie weitere Sprinter zurück. Das Gruppetto mit Cavendish & Co bildete sich früh. Zimmermann holte auf Platz 9 noch 7 Punkte.
Pogacars Bodyguard und Edelhelfer Nils Politt bestimmt lange das Tempo
An der Rennspitze folgte Attacke auf Konterattacke. Erst nach 36 km nahm die Flucht einer starken Gruppe Gestalt an: 17 Mann 55 Sekunden voraus. Dabei Eiking (Uno-X) und Barguil (DSM), im Gesamtklassement nur 2:31 hinter Spitzenreiter Carapaz. Wenige Kilometer vor dem ersten Berg fuhr Eiking virtuell im Gelben Trikot. Nils Politt, Pogacars Bodyguard, sorgte an der Spitze des Pelotons mit EF Education -Easypost für mehr (oder weniger) Tempo. Zur Passhöhe in 2.035 m Höhe spurteten Williams (IPT), Madouas (FDJ) , Barguil und Johannessen (Uno-X) und kassierten 2:06 Minuten vor dem Hauptfeld in dieser Reihenfolge die Punkte 5, 3, 2 und 1. Eine rasende Abfahrt und wieder bergauf zum Col de Montgenèvre, ebenfalls 2. Kategorie. Mit 2:55 Minuten vorerst wieder vor dem Gelben Trikot. Und so ging es erstmals bei dieser Tour nach Frankreich. Die ersten französischen Bergpunkte eroberten Williams (5) vor Barguil (3), Madouas (2) und Johannessen (1). Ab sofort wieder bergab nach Briançon. Das Peloton im Nacken…
Der Galibier als Scharfrichter
Schrecksekunde für Carapaz, der von einer Tempoverschärfung von UAE überrascht wurde. Neben Politt ließ Pogacar jetzt das ganz Team arbeiten. Die Distanz zur Spitze schwankte zwischen 2 und 3 Minuten. Das Grüne Trikot bereits 14 Minuten zurück. Vorne platzte die Gruppe der Ausreißer auseinander, während das Peloton dank Politt & Co. näher kam. Ein Quartett an der Spitze mit Lazkano, Gaudu, Burgaudeau und Juul-Jensen. Das Hauptfeld kam näher. Tour-Neuling Lazkano (Movistar) versuchte alles. Doch das Peloton war schneller. Gleiches Schicksal für Carapaz - die Gesamtwertung wurde mächtig durcheinander gewirbelt. Acht Top-Fahrer stürmten im Formel 1-Tempo zum Dach der Tour, nur Pogacar mit 2 Teammitgliedern. Evenepoel, Vingegaard, Rodriguez, Landa und Roglic ohne Helfer. Als Pogacar einen km vor dem Gipfel forcierte, konnte Vingegaard zunächst folgen, verlor aber in der Abfahrt weiter an Boden. Alles Risiko half nichts, Pogacar hängte alle Konkurrenten und Mitfavoriten ab. Vingegaards Verfolger - Ayuso, Rodriguez und Roglic, Evenepoel holten auf und kamen über eine halbe Minute hinter dem Superstar im Ziel an. Nach der ersten Alpenetappe in der Gesamtwertung schon mit großem Vorsprung. Eine Vorentscheidung? Carapaz, gestern noch stolzer Träger des Gelben Trikots, heute chancenlos. Keine Änderung bei den übrigen Trikotträgern; Lazkano kämpferischster Fahrer.