Als schwerster je gefahrener Auftakt angekündigt wurde die erste Etappe zu der erwartet, ja gefürchtet harten Prüfung, die erst in einem Wimpernschlagfinale mit einem sensationellen Erfolg eines französischen Radprofis endete. Im „Pantani-Land“ kamen Sprinter wie Cavendish erst über eine halbe Stunde später ins Ziel in Rimini. Nur ein starker Fahrer in guter Form hatte eine Chance. Und ein Team mit einer taktischen Meisterleistung.
Kurz hinter Florenz die ersten Attacken. Sehr aktiv bei seiner Abschiedstour Simon Geschke (Cofidis). Doch als nach mehreren Versuchen die Fluchtgruppe stand, gehörte nicht er sondern sein Mannschaftskamerad Ion Izagirre zu den sieben erfolgreichen Ausreißern. Vor dem Hauptfeld, in dem Vingegaard früh einen Defekt und Radwechsel hatte, schlossen Ryan Gibbons (Lidl-Trek) und Jonas Abramhamsen (Uno-X) zu dem Septett auf. Gleichzeitig wuchs der Abstand zum Hauptfeld auf über 3 Minuten an. Nach 41 km führten 9 Fahrer die Etappe in den ersten Berg, den Col de Valico Tre Faggi (2. Kategorie), bereits über 5 Minuten voraus. Die Hitze und der Berg machten insbesondere Mark Cavendish & Co bereits zu schaffen.
Erster Sieger: Ion Izagirre, erste Schwächen: Mark Cavendish
Zu den ersten Berg-Punkten sprinteten Izagirre (5), Madouas (3), Abrahamsen (2) und Van den Broek (1). An der Spitze des Feldes sorgte EF Education für eine Tempoverschärfung, so dass der Vorsprung auf viereinhalb Minuten schrumpfte. Den zweiten Anstieg zur Côte des Forche (3. Kategorie) nahmen die Ausreißer 3:45 Minuten voraus in Angriff. Erster diesmal Abrahamsen (2 Punkte) Millimeter vor Izagirre (1). Die einzige Sprintwertung in Santa Sofia gewinn Dujardin hauchdünn vor Abrahamsen, Gibbons etc. Wichtige Punkte in Richtung Grünes Trikot beim Sprint des Hauptfeldes für Philipsen (7) vor Pedersen (6), Bennett (5). Für die Spitzengruppe ging’s bereits wieder bergauf - zur Côte de Carnalo (3. Kategorie). Unterwegs mussten Dujardin und Champoussin passen. Auf der Passhöhe drehte Izagirre den Spieß um: 2 Punkte knapp vor Abrahamsen (1). Das Peloton nach 5 Minuten. Da meldete Radio Tour die erste Aufgabe: Michele Gazzoli (Astana).
Viele Wechsel auf den letzten 70 Kilometern
Das Finale begann mit der Côte de Barbotto, 2. Berg der 2. Kategorie. Pogacars Team drückte auf die Tube und sorgte für Probleme im Peloton. U.a. bei Pedersen, Gaudu und Van der Poel. Auch Izagirre, in der Bergwertung führend, fiel zurück. Maximale Punktzahl für Abrahamsen (5) vor Madouas (3), Van den Broek (2), Mohoric (1). Der Abstand zum Feld schmolz weiter dank UAE, bald auch von Visma, Bora und Ineos. Es folgte die anstrengende Côte de San Leo (2. Kategorie). Dennoch attackierte Bardet rund 50 km vor dem Ziel aus dem Feld heraus. Tolle Taktik: Abrahamsen und Madous allein vorne, weil Van den Broek auf seinen Kapitän Bardet wartete. Diesmal sprintete Madouas als Erster über den Gipfel - 5 Punkte für ihn, 3 für Abrahamsen; den Rest holten sich die Fahrer von dsm - nur noch 1:20 vor dem Feld.
Sieg und Gelb für Romain Bardet
In den vorletzten Berg - Côte de Montemaggio (3. Kategorie) - kletterte zunächst ein Quartett, aus dem zuerst Abrahamsen zurückfiel. Die Punkte sicherten sich die dsm-Fahrer und raubten damit Madous die Chance aufs Bergtrikot, das Abrahamsen erhält. Hinauf zum letzten Berg, der Côte de San Marino im gleichnamigen Zwergstaat, viele Positionswechsel und viel Tempo im Peloton. Die Taktik von dsm drohte in letzter Sekunden auf dem finalen Flachstück zu scheitern. Doch der erfahrene Bardet und sein junger Kollege - der als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet wurde - retteten 5 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Der Lohn für Bardet: Etappensieg und Gelbes Trikot. Hinter Van den Broek holte Van Aert die Bonussekunden als Dritter unmittelbar vor Pogacar.