Noch vor dem Start die bedauerliche Nachricht, dass Mads Pedersen, Mitfavorit für die heutige Etappe und das Grüne Trikot, auf Grund seiner Sturzverletzungen vom Mittwoch nicht mehr an den Start gehen wird. Freie Bahn für Biniam Girmay, der die Chance gleich zweimal nutzte: Als Zweiter beim Zwischensprint hinter Ausreißer Abrahamsen und als Sieger beim Sprint in Colombey-les-Deux-Eglises. Das Grüne Trikot sitzt jetzt fester denn je auf seinen Schultern. Am Ende hatten beide Fraktionen gewonnen: die Sprinter und der Ausreißer.
Regnerisch, windig, frisch; Anorak an, Anorak aus - ein ungemütliches Wetter begleitete die Fahrer vor allem in den ersten Rennstunden beim Klettern über drei giftige Anstiege im Abstand von weniger als 20 km. Das Peloton agierte anfangs unsortiert, als würden Ausreißer und Sprinter schon zu Beginn um den besseren Plan streiten. Obwohl EF Education die erste Attacke initiierte, waren nur bei einem vom Start weg eindeutige Absichten zu erkennen: bei der norwegischen Bergziege und dem Träger des Bergtrikots, Jonas Abrahamsen (Uno-X). So sammelte er - mal allein, mal mit kleiner Gruppe - weitere Punkte ein und baute seinen Vorsprung aus. Da keiner seiner zeitweiligen Begleiter - Powless, Bissegger, Pacher, Healy, Bettiol oder Williams - mit ihm ausreißen wollte, wuchs sein Vorsprung zwischenzeitlich auf über 6’. Folglich war er auch Erster beim Zwischensprint in Lamargelle und holte in der Wertung für das Grüne Trikot gegenüber Girmay auf; letzterer gewann den Sprint des Hauptfeldes vor Thijsen, Philipsen, Coquard & Co und sicherte sich dank dieser 17 Punkte das grüne Laibchen über das Etappenende hinaus.
Abrahamsen erneut kämpferischster Fahrer
Abrahamsen schnappte sich auch die 4. Bergwertung, die Côte de Santenoge, knapp 100 km vor dem Ziel bei immer noch 6’ Vorsprung. Einige Teams gaben etwas mehr Gas und kamen dem Solisten näher. U.a. beteiligte sich Geschke (COF) an der Nachführarbeit. Mit Erfolg. Der Vorsprung schmolz. Beim letzten Berg auf 4’30’’. Das Konzept war aufgegangen: 7 weitere Punkte auf Abrahamsens Konto. Das Peloton erhöhte das Tempo - nur noch 3’ hinter ihm. In Chaumont setzte heftiger Regen ein. Es wurde hektisch. Weiter sinkender Vorsprung dank des von hinten zunehmenden Drucks. Einige Fahrer fielen hinter das Hauptfeld zurück. Auch Bauhaus und Geschke. Wie zu erwarten wieder Abrahamsen kämpferischster Fahrer. Jetzt noch weniger als eine Minute voraus. Als die Sprintvorbereitungen mit Pascal Ackermann in guter Position begannen, waren es nur noch 25’’. Kurz danach war der 170 km erfolgreiche Ausreißer in Sichtweite des Feldes - und eingeholt!
Und wieder war Biniam Girmay nicht zu schlagen
Trotz einer Reihe abgehängter potentieller Etappensieger waren genügend Sprinter im leicht welligen Finale noch vorne dabei; ebenso die Klassementfahrer. Ackermann hatte klug das Hinterrad von Girmay gewählt, wurde dann leicht eingebaut und konnte dadurch seinen Sprint zu spät starten. Am Ende kamen er und De Lie nicht mehr ganz nach vorne. Dort landeten Girmay und Philipsen. Jubeln konnte der Mann im Grünen Trikot über seinen zweiten Etappensieg. Ackermann als hervorragender Vierter und damit einem möglichen Etappenerfolg immer näher. Keine Änderungen bei den Trikotträgern vor dem morgigen 9. Streich auf Schotterstraßen!