Nach dem sturzbedingten Ausstieg von Daniel Martinez (Ineos) machten sich 157 Fahrer auf den schweren Weg zum Mont Blanc-Gebiet. Ein erneuter Massensturz im Hauptfeld verlief heute glimpflicher als gestern. Allerdings mit Einfluss auf die Zeitabstände zwischen Ausreißern und Peloton. Denn mit Wout Poels gewann ein Ausreißer. Die Favoriten lieferten sich den erwarteten Zweikampf, der einmal mehr unentschieden endete. Bora hatte viel investiert aber am Ende verloren.
Schon auf den ersten Kilometern zog sich das Feld weit auseinander. Ein Zeichen für hohes Tempo. Eine größere Gruppe um Pedersen, Ciccone, van Aert, Alaphilippe schien wegzukommen. Das Feld war kurz zweigeteilt. Ag2r sorgte für den Zusammenschluss - Felix Gall war im zweiten Feld. Politt attackierte, Alaphilippe, Lutsenko und Paret-Peintre schlossen sich ihm an. Immer noch keine Ruhe; bald eine Gruppe mit 27 Fahrern an der Spitze. Das gefiel Alaphilippe und Lutsenko nicht, die sich absetzten. Der Rest wurde vom Feld geschluckt. Aber nur kurz. Es entstand eine Verfolgergruppe um Van Aert und van der Poel. In Disonche nach ca. 52 km ein Sturz im Hauptfeld - der ausgestreckte Arm eines Zuschauers stoppte einen Jumbo-Fahrer, der andere mitriss. Mit van Hooydonk und Kuss waren zwei Helfer von Vingegaard betroffen. Insgesamt ca. 20 Mann zum Glück nur leicht lädiert. Der Sturz änderte die Situation. Vor der Sprintwertung das Duo 29’’ vor 35 Mann. Das Peloton über 7’ dahinter. Die Sprintwertung in Bluffy „gewann“ Alaphilippe vor Lutsenko. Die Verfolger kamen 33“ später.
Ciccone gleicht mit Powless aus und übernimmt das Bergtrikot
Jetzt begann der Aufstieg zum ersten Berg der 1. Kategorie, dem Col de la Forclaz de Montmin. Der Vorsprung des Duos schmolz, die Distanz zum Feld wuchs. Auf dem Gipfel umgekehrtes Bild zum Sprint: Lutsenko vor Alaphilippe. Dritter Ciccone (6) vor Powless (4 Punkte), der für Vingegaard im Bergtrikot fuhr. In der Abfahrt wurde das Duo eingeholt. Das Peloton mit über 8’ Rückstand. Eine kurze Abfahrt nutzte Haller und löste sich von der Spitze. Sein Vorsprung bald 40’’. Aufstieg zum Col de la Croix Fry (wieder Kategorie 1). Als Hallers Vorsprung auf 1’ anwuchs, griff Ex-Weltmeister Rui Costa (ICW) an und überholte Haller, der sich total verausgabt hatte. Weitere fielen zurück. Auch Politt. Jetzt 19 Fahrer vorne; die Bergwertung gewann Ciccone (+ 10 Punkte). Dadurch Gleichstand mit Powless, der schon früher abgehängt worden war. Kurze Abfahrt und hoch zum Col des Aravis (3. Kategorie) mit Soler an der Spitze. Auf der Abfahrt schlossen van Aert, Neilands und Poels zum Spanier auf. Dann ein Sturz von Neilands. Das Trio Soler, van Aert und Poels damit alleine vorne, 30’’ vor den Verfolgern und über 6’ vor dem Feld. Die Sprinter um das Grüne Trikot bereits 18’ dahinter.
Pogacar spielt, Vingegaard bleibt cool
Im etwas flacheren Terrain baute das Trio den Vorsprung auf über 1’ aus. Im super-schweren Anstieg zur Côte des Amerands (Kategorie 2) attackierte Poels und ließ van Aert und Soler stehen. Dahinter fightete die Gruppe um den Anschluss. Im Peloton Sturz von Buchmann in der Abfahrt, er stieg zwar wieder aufs Rad, konnte aber seinem Kapitän nicht mehr helfen. Die Bergwertung - Poels vor van Aert, Soler und Martin - war nicht von Bedeutung. Letzter Anstieg nach Le Bettex. Poels weiter vorne, van Aert jetzt wieder bei Soler, beide eine halbe Minute auf den Plätzen. Die Verfolger mit Martin, bestplatzierter Fahrer im Gesamtklassement, im Abstand von fast 2’. Als Rodriguez im Hauptfeld attackierte, fiel Hindley zurück. Keldermann holte den Spanier zurück. Als nächste fielen Gaudu, Rodriguez und Kuss zurück. 3 km vor dem Ziel ging Adam Yates. Pogacar bluffte und ließ Yates gewähren. Vingegaard blieb am Hinterrad. Plötzlich war Rodriguez wieder da und überholte die beiden Favoriten. Vingegaard blieb an ihm dran und Pogacar bluffte ein zweites Mal und attackierte auf dem letzten Kilometer doch noch. Aber Vingegaard blieb aufmerksam und beide überquerten die Ziellinie nebeneinander.
Wout Poels holte sich den Etappensieg vor van Aert und Burgaudeau. Es blieb also bei den bisherigen Abständen und Positionen bis Platz 3. Großer Verlierer war Hindley, der sich von seinem gestrigen Sturz wohl doch noch nicht erholt hatte, und seinen vierten Platz an Adam Yates verlor. Neuer Träger des Bergtrikots ist Giulio Ciccone.