Dieses Sprichwort trifft ganz besonders auf den Start der 110. Tour de France im Baskenland zu. Gemütliches Einrollen oder kurzer Prolog - das war einmal. Auf den hügeligen 182 km in einem ungefähren Kreis von Bilbao nach Bilbao, der attraktiven Hafenstadt im Norden Spaniens, warten schon bei der ersten Etappe fünf Berge auf die 176 Fahrer.
Die Eröffnungsetappe hat es also in sich, müssen die Profis - ob Sprinter, Bergziege oder Klassementfahrer - doch gleich zu Beginn der insgesamt 3.399,5 km-Tour von Bilbao nach Paris einen Berg der vierten, drei der dritten und einen der zweiten Kategorie überwinden. Vor allem die letzten 30 Kilometer mit zwei giftigen Anstiegen erfordern höchste Anstrengung und Konzentration. Zwar keine Alpen- oder Pyrenäen-Giganten, aber immer wieder giftige Passagen. Bei der Schlussprüfung hinauf zur Côte de Pike bei Kilometer 172 steigen die Prozentwerte auf über 15! Dieser Berg 10 km vor dem Ziel wird bereits Auskunft über die aktuelle Form der Favoriten auf den Gesamtsieg geben. Oder einen Fahrer wie Julian Alaphilippe zu einem Parforceritt ins Gelbe Trikot animieren. Streckenchef Thierry Gouvenou spricht gar von einem „brutalen Tour-Start“. Der eher einem Eintages-Klassiker als einer typischen Etappe der Großen Schleife ähnelt. Es gibt bereits am ersten Tag keinen einzigen flachen Kilometer. Und das bedeutet viel Stress für die Mannschaften. Wer das erste Gelbe Trikot überstreifen will, muss auf den letzten beiden Kilometern zum Pike bereits alles geben. Sicher werden die Fahrer aus dem Baskenland wie Ion Izagirre besonders motiviert sein.
Keine Augen für Sehenswürdigkeiten
Zum Auftakt also gleich volle Pulle. Da wird der Tross keine Augen für das Guggenheim-Museum, die Felseninsel San Juan de Gaztelugatxe, den Matxitxako-Leuchtturm oder Guernica, dem Pablo Picasso ein Denkmal gesetzt hat, haben. Die neu gewonnene Attraktivität verdankt die größte Stadt des Baskenlandes u.a. den namhaften Architekten Frank Gehry, César Pelli und Norman Foster, um nur einige zu nennen.
Die Atmosphäre wird im Baskenland ähnlich emotional aufgeladen sein wie beim letztjährigen Auftakt in Dänemark. Der Empfang für die Profis dürfte an Enthusiasmus kaum zu überbieten sein.