Es war noch kaum ein Kilometer gefahren, da bildete sich auf Initiative von Pierre Rolland eine Spitzengruppe. Nach und nach kamen Fahrer hinzu, so dass bald eine 29-köpfige Gruppe entstand. Darunter sechs Fahrer aus den Top 20 des Gesamtklassements, u.a. Bardet, Talansky, Rolland und Pinot. Trotz dieser Namen durfte die Gruppe einen Vorsprung von rund fünf Minuten herausfahren, ehe Sky, Giant-Alpecin und Trek die Nachführarbeit übernahmen. Nach der Bergwertung am Col de la Morte, der fünften des Tages, riss das Hauptfeld auseinander und umfasste nur noch 39 Fahrer. Auch die Ausreißer begannen sich zu bekämpfen. Thomas De Gendt fuhr einige Kilometer an der Spitze, dahinter gab es viel Bewegung, doch die ersten echten Abstände entstanden erst während des 22 km langen Anstiegs zum Col du Glandon.
Neues Rennen am Glandon
Eine erste 11 formierte sich um Bardet, Rolland und Pinot. Das Peloton unter der Führung von Sky ließ es zunächst ruhig angehen. Die Frage war: Wird es Angriffe auf das Gelbe Trikot geben oder gibt sich beispielsweise die Mannschaft Movistar damit zufrieden, zwei Fahrer hinter Froome aufs Podium in Paris zu bringen?
Die Spitzengruppe konnte durch die Tempoverschleppung des Sky-Teams ihren Vorsprung wieder ausbauen. Bob Jungels, Joaquin Rodriguez und Jakob Fuglsang führten das Rennen an, Pinot konnte nicht mehr folgen und fiel in die Gruppe um Froome zurück. Dort eröffnete Barguil den Kampf. Er setzte sich gemeinsam mit Gesink und Frank ab. Kurz darauf erhielten sie in Alberto Contador einen weiteren Begleiter. Dann wechselten sich Nibali, Valverde und Quintana mit Angriffen ab, doch der einzige Verlierer dabei war Valverde.
Die Bergwertung am Glandon holte sich Romain Bardet vor Winner Anacona. Auf der Abfahrt konnte sich der Franzose von seinem Begleiter lösen und einen knappen Vorsprung herausfahren. Die Gruppe um Contador, Barguil Gesink, Frank überfuhr die Bergwertung rund zweieinhalb Minuten später. Weitere 15 Sekunden später kamen Froome, Nibali, Quintana, zehn Sekunden danach Valverde, der jedoch auf der Abfahrt wieder Anschluss fand.
Finale: Bardet gegen alle
Zwischen der Abfahrt vom Col du Glandon und dem kurzen aber spektakulären Anstieg über die Haarnadelkurven nach Lacets de Montvernier war Romain Bardet alleine auf der Flucht. Er konnte seinen Vorsprung auf sämtliche Verfolger ausbauen, denn in keiner Gruppe fühlte sich jemand für die Nachführarbeit verantwortlich. Erst Cyril Gautier führte seinen Kapitän Rolland näher heran. Gleichzeitig attackierten Majka und Contador aus der Favoriten-Gruppe. Barguil und Mollema fielen daraufhin zurück. Doch immer wieder lief alles zusammen. Nur Bardet konnte sich an der Spitze halten. Er überquerte die Bergwertung als Erster und ließ sich nicht mehr einfangen. Romain Bardet, der in der ersten Woche und auch in den Pyrenäen noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, feierte den größten Erfolg seiner Karriere. Pierre Rolland wurde Zweiter.
Bei den Favoriten keine Veränderung: Viele kleine Attacken, aber alle verpufften. Christopher Froome hatte keine allzu große Mühe, sein Gelbes Trikot zu verteidigen.