Zwei Tage vor dem Start

Die Feierlichkeiten zum Grand Départ gehen in Florenz weiter. Das erste Gelbe Trikot ist bereits im Visier der Sprinter, die sich die Steigung in San Marino ganz genau anschauen. 
Auf Seiten der Formation Ineos-Grenadiers sind die Ziele vielfältig, mit Egan Bernal und Carlos Rodriguez, die versuchen werden, so nah wie möglich an die vier prominentesten Fahrer heranzukommen: Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Primoz Roglic und Remco Evenepoel. Bei Decathlon-AG2R La Mondiale vertraut man Felix Gall diese Aufgabe an.
Am frühen Abend begaben sich die 176 Fahrer zur Piazzale Michelangelo, wo die Zeremonie zur Vorstellung der Teams vor dem italienischen Publikum stattfindet. Von dort aus bietet sich ein atemberaubender Blick auf den Fluss Arno, den Dom und die Stadt. 

Egan Bernal und Carlos Rodriguez an der Spitze

Den letzten Sieg für Ineos Grenadiers bei einer großen Rundfahrt gab es beim Giro 2021 durch Egan Bernal. Geraint Thomas, Toursieger 2018, äußert sich vor dem Start der Tour 2024 eher zurückhaltend: "Es gibt Teams, die mehr Verantwortung tragen als wir, wie UAE oder Visma", sagt er. „Wir werden nicht wie Sky fahren, indem wir einen Zug an die Spitze des Pelotons setzen.“ Tom Pidcock ergänzt: „Wir wollen aggressiv sein, so wie wir es beim Giro d'Italia waren, aber wir müssen auch bedenken, dass die Gesamtwertung eine wichtige Rolle spielt.“ Eine Rollenverteilung wurde übrigens bei einem Spitzentreffen festgelegt, verraten die Fahrer: "Wir haben uns im Bus hingesetzt, um uns gegenseitig zuzuhören und zu wissen, was jeder von uns von diesem Rennen erwartet", erzählt Geraint Thomas. "Das Gute ist, dass unsere Ziele gut aufeinander abgestimmt sind.“ So wurde der Kampf um die Gesamtwertung dem Spanier Carlos Rodriguez (5. Platz im Jahr 2023) und dem Kolumbianer Egan Bernal anvertraut, der bereits ein Gelbes Trikot zu Hause hat und in dieser Saison völlig genesen zu sein scheint von dem Sturz, der seine Karriere im Januar 2022 unterbrochen hatte. „Die letzte Tour war sehr hart für mich", sagt Bernal, "aber dieses Jahr fühle ich mich viel besser und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, wie weit ich gehen kann.“ Carlos Rodriguez hingegen präsentiert sich in der körperlichen Verfassung seines Lebens: "Das Gefühl ist viel besser als im letzten Jahr", sagt er, behält aber seine übliche Vorsicht bei. „Es ist schwierig, sich jetzt ein Ziel zu setzen, denn das Endergebnis hängt nicht nur von mir ab, sondern auch davon, wie sich die anderen verhalten. Solange ich mich gut fühle und vorne mitkämpfe, bin ich zufrieden.“

 

Mit Gall und Lapeira zum Erfolg

An Kandidaten für einen Etappensieg mangelt es dem Team nicht, und es hat zu Beginn der Saison gezeigt, dass es sich von der Masse abheben kann. Erst kürzlich hat sich Paul Lapeira in der Normandie durchgesetzt und die französische Meisterschaft gewonnen. "Ich schwebe immer noch auf Wolke sieben", gesteht der 24-Jährige, der die Tour in einem prestigeträchtigen Trikot erleben wird und sich freiwillig für Ausreißversuche melden sollte, ebenso wie Nans Peters, der bereits 2020 in Loudenvielle gewonnen hat, oder Dorian Godon, der vor einigen Wochen auf den Straßen der Tour de Romandie triumphierte. Sam Bennett wird seinerseits die Sprintankünfte anpeilen, aber die Ambitionen des Teamchefs Vincent Lavenu gehen noch weiter: "Wir streben eine Top-5-Platzierung in der Gesamtwertung an.“ Um sich einen Platz direkt hinter dem Club der vier großen Favoriten zu sichern, zählt er auf Felix Gall, der im letzten Jahr den achten Platz belegte. Der österreichische Fahrer nimmt die Herausforderung an: "2023 habe ich mich vor allem darauf vorbereitet, bei der Tour de Suisse erfolgreich zu sein. Dieses Mal werde ich eine andere Rolle haben, ich habe darauf hingearbeitet, der Anführer zu sein und einen guten Platz zu holen. Ich weiß, dass ich dazu in der Lage bin.“

Harter Kampf ums erste Gelb

Das erste Gelbe Trikot der Tour de France 2024 wird am Samstag an der Strandpromenade von Rimini überreicht. Bevor das Peloton die Ufer der Adria zu Gesicht bekommt, muss es sich auf eine 206 km lange Fahrt durch die Toskana und die Emilia-Romagna begeben. Sieben kategorisierte Anstiege liegen zwischen dem Start und der Vergabe des ersten Gelben Trikots 2024. An der Côte de San Marino, deren Gipfel sich 26 km vor dem Ziel befindet, wird das Peloton voraussichtlich stark dezimiert werden. Remco Evenepoel hält es für möglich, dass eine Gruppe von Sprintern ins Ziel kommt, die die Hügel des Finales bewältigen kann: "In diesem Fall wird es Favoriten wie Mathieu Van der Poel oder Wout van Aert geben, aber ich denke, dass Mads Pedersen der Stärkste sein könnte.“ Dennoch eröffnet die Positionierung des San Marino-Anstiegs auch die Aussicht auf einen Angriff im Alleingang. Es scheint, dass Alberto Bettiol, der zum ersten Mal das Trikot des italienischen Meisters tragen wird, im Moment genau über diese Fährigkeit verfügt. Aber auch Tadej Pogacar könnte Lust haben, gleich zu Beginn kräftig zuzuschlagen... 

 

Viel Konkurrenz für Jasper Philipsen

Die reinen Sprinter kommen ganz sicher in Turin zum Zug. Und da die Strecke 2024 den schnellen Männern zahlreiche Gelegenheiten bietet, müssen unter ihnen auch die Hauptanwärter auf das Grüne Trikot gesucht werden. In der 1953 eingeführten Punktewertung dominiert Belgien mit 21 Siegen, zwischen dem Erfolg von Stan Ockers im Jahr 1955 und dem Erfolg von Jasper Philipsen im letzten Jahr. Die größte Konkurrenz für Philipsen könnte ausgerechnet von seinen Landsleuten kommen. Unter ihnen war Arnaud De Lie der einzige, der Philipsen im Kampf um das belgische Meister-Trikot schlagen konnte. Auch Fabio Jakobsen könnte wieder Farbe bekennen, ebenso wie Biniam Girmay oder Arnaud Démare, der nach drei Jahren Abwesenheit mit einem neuen Trikot zur Tour zurückkehrt. Das gilt auch für Sam Bennett, der 2020 die Ehre des Grünen Trikots hatte und nun die Farben von Decathlon-AG2R trägt. Schließlich ist diese Tour 2024 auch die letzte große Herausforderung für Mark Cavendish, der nach seinem 35. Tour-Sieg streben wird, mit dem er allein vor Eddy Merckx an der Spitze der Rangliste thronen würde.

26/06/2024 - Tour de France 2024 - Grand Départ Jour 1 - Florence - Les décorations dans la ville
26/06/2024 - Tour de France 2024 - Grand Départ Jour 1 - Florence - Les décorations dans la ville © A.S.O./Aurélien Vialatte

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