Radsport total: Die heutige Etappe bot alles was den Radsport so attraktiv macht. Vom Start weg Ausreißversuche, mal gelungen, mal eingefangen; Attacken der großen Favoriten Pogacar und Evenepoel; Konter von Vingegaard auf dem Rad seines Kollegen Tratnik; distanzierte Mitfavoriten und ihr Comeback wie Roglic, häufige Führungswechsel, Defekte und zum Glück wenig Stürze. Und das trotz des äußerst strapaziösen Terrains mit 14 Schotterabschnitten, die zu neuerlichen Angriffen reizten, Staus verursachten und die Fahrer zum Absteigen und Schieben ihrer Räder zwangen. Und am Ende ein lange wie der sichere Sieger aussehender Jasper Stuyven, der nach einem faszinierenden Sprint rund 600 m vor dem Ziel in Troyes doch noch von Anthony Turgis eingeholt wurde. Der damit den dritten französischen Etappenerfolg feiern konnte.
Heute wurde unmittelbar nach der Startfreigabe in Troyes attackiert. Unruhiges Hin und Her auf Asphalt und Gravel. Es dauerte lange, bis eine Ausreißergruppe sich gefunden hatte. Zehn Fahrer konnten sich bei der ersten Schotterstrecke absetzen. Dennoch blieben die Abstände so gering, dass sich keiner sicher sein konnte. Das einzige was sicher war, war die Veränderung. Schon auf dem zweiten Gravelabschnitt chaotische Bilder - Motto: wer sein Rad liebt, der schiebt. Erstes Opfer Boras Kapitän Roglic, der abgehängt wurde, kurz nach dem Zwischensprint in Fontette jedoch wieder aufschließen konnte. Für Roglic blieb es ein Leidenstag. Mit ungebrochener Moral und starken Helfern kam er jedoch immer wieder zurück und büßte am Ende keine Zeit im Kampf um das Podium ein. Das galt ähnlich auch für Vingegaard, der nach einem Defekt den Großteil der Etappe mit dem Rad seines Teamkollegen Tratnik fahren musste.
Pogacar versucht es immer wieder
Dennoch waren die drei Favoriten und Ersten im Gesamtklassement heute stärker. Das zeigten vor allem Pogacar und Evenepoel, die ihre Muskeln spielen ließen und ausgerechnet auf den Schotterstrecken beschleunigten und Druck auf ihre Konkurrenten ausübten. Besonders spannend, als das Trio mit Vingegaard zur Spitzengruppe vor- aber nicht weiterfuhr. Da waren noch 70 km zurückzulegen. Deshalb ließen sie sich wieder ins Hauptfeld und ihre Teams zurückfallen. Doch Pogacar probierte es immer wieder. Und hätte damit eigentlich die Auszeichnung kämpferischster Fahrer verdient gehabt. Ebenso wie Jasper Stuyven, der am Ende als solcher aufs Podium durfte. Schrecksekunde für Red Bull-Bora, als Vlasov ungebremst in einen Straßengraben stürzte, mit einigen groben Hautabschürfungen jedoch noch glimpflich davon kam und wieder aufs Rad steigen und die Etappe beenden konnte.
Turgis gewinnt im Sprint
In der Zwischenzeit kämpfte die achtköpfige Spitzengruppe um den Tagessieg. Trotz aller Bemühungen von Van der Poel, Girmay & Co machten sie den Sieg unter sich aus. Anthony Turgis hatte am Schluss die besten Beine und fuhr als Erster über die Ziellinie in Troyes. Pascal Ackermann gewann den Sprint des dezimierten Hauptfeldes. Sein Kommentar nach der Etappe: "Saugeiles Rennen." Bei den Trikotträgern vor dem morgigen Ruhetag keine Änderungen.