Über dem heutigen Zeitfahren zwischen Nuits-Saint-Georges und Gevrey-Chambertin schwebte bei guten äußeren Bedingungen vom ersten Kilometer an eine enorme Spannung, vor allem ausgelöst von einer Handvoll Favoriten auf das Gelbe Trikot. Weltmeister Remco Evenepoel forderte die Konkurrenten bei seinem Tourdebüt heraus - und triumphierte.
Mark Cavendish eröffnete des Zeitfahren als 174. und damit Letzter im Gesamtklassement. Die erste Referenzzeit gelang Stefan Bissegger (EFE) mit 30’06’’, nachdem er Nils Politt, den deutschen Zeitfahrmeister, um 43’’ vom heißen Stuhl verdrängt hatte. Der Schweizer durchbrach damit als Erster die Schallmauer von 50 km/h. Überraschend fuhr der Etappensieger von Bologna, Kévin Vauquelin (ARK), bald darauf eine neue Bestzeit mit 29’44’’. Vom Pech verfolgt Stefan Küng (GFC), einer der Mitfavoriten, als ihm nach ultraschnellem Einstieg die Kette absprang und er dabei um die 20’’ verlor. Dennoch gab es einen neuen Führenden: Viktor Campenaerts (LTD), nur 0,7’’ vor dem Franzosen. Als Küng mit 8’’ Rückstand ins Ziel kam, war klar, dass er ohne sein technisches Problem jetzt auf dem heißen Stuhl sitzen würde.
Die Favoriten fahren ihr eigenes Rennen
Victor Campenaerts durfte einige Zeit vom Etappensieg träumen, doch dann kamen die Favoriten auf den Gesamtsieg. Schon Primoz Roglic unterbot die besten Zeiten an der ersten Zeitnahme. Ihm folgte Jonas Vingegaard, ebenfalls neue Bestzeit, Remco Evenepoel, wieder neue Bestzeit und Tadej Pogacar - zweitbeste Zeit. Gleiche Reihenfolge an der zweiten Zeitnahme, doch an der dritten tauschten Roglic und Vingegaard die Plätze. Letzten Endes fuhr Remco Evenepoel einen starken Sieg heraus. 28’52“ brauchte er für den 25,3 km langen Kurs. Zweiter wurde Tadej Pogacar mit 12“ Rückstand vor Primoz Roglic (+34“) und Jonas Vingegaard (+37“). Remco Evenepoel feiert seinen ersten - und sicherlich nicht letzten - Etappensieg bei der Tour de France. Tadej Pogacar bleibt weiterhin in Gelb und kann den Vorsprung auf Jonas Vingegaard ausbauen. Der Vorjahressieger scheint in der Tat (noch?) nicht so stark wie 2022 und 2023. Primoz Roglic rückt in der Gesamtwertung auf Rang vier vor.
