Nachdem der britische Rekordsprinter Mark Cavendish gestern den Allzeitrekordhalter Eddy Merckx mit seinem 35. Sieg entthront hat, könnte er bei der heutigen zweiten Sprinteretappe in Folge zwischen Mâcon und Dijon anderen schnellen Männern das Terrain und den möglichen Sieg überlassen. Aber im besten Beckenbauer-Stil meinte er darauf angesprochen im gestrigen Interview nur: „Schaunmermal“. Dass die Form bei ihm stimmt, hat er bei seinem Erfolg in Saint-Vulbas eindrucksvoll bewiesen und der Konkurrenz pfiffig und clever keine Chance gelassen.
Der Kurs verspricht, anders als gestern, als das Peloton lange durch die Landschaft bummelte, einen schnelleren Einstieg in das Rennen über weitgehend flache 163,5 km entlang der Autobahnen A 6 und A 31. Los geht es in Mâcon an der Saône 60 km nördlich von Lyon, zum 7. Mal Etappenort. Nach 10 km schon das erste und einzige Hindernis: ein Berg der 4. Kategorie: der Col du Bois Clair mit 1,6 km Länge und im Schnitt 6 Steigungsprozenten, kurz vor der kleinen Gemeinde Cluny mit der berühmten Abtei. Und da auch der Zwischensprint schon 20 km weiter die Schnellsten der schnellen Männer herausfordert, dürfte das Tempo hoch bleiben.
Was macht der Wind?
Eigentlich beginnt nach der Sprintwertung in Cormatin nach 31,1 km bereits die Vorbereitung des finalen Sprints in Dijon, das zum 18. Mal Besuch von der Tour de France bekommt und als Stadt des Senfs und des Kir weithin bekannt ist. Säumten gestern zunächst Bergriesen rechts und links die Strecke, sind es heute die berühmten Weinfelder des Burgund. Danach könnte der Wind in der dann offeneren Strecke und dank verschiedener Richtungswechsel an Bedeutung gewinnen. Darauf werden die Sprinterteams ebenso achten wie die Mannschaften, die das Gesamtklassement im Blick haben.
Ackermann, wer sonst?
Nach den beiden historischen Sprintsiegen von Girmay in Turin und Cavendish in Saint-Vulbas will heute Jasper Philipsen, der Dauersieger von 2023, endlich ganz oben aufs Podium. Abzuwarten bleibt, wie schlimm es Mads Pedersen bei seinem Sturz gestern erwischt hat. Biniam Girmay wird mit dem Grünen Trikot auf den Schultern vielleicht noch einen Extra-Schub bekommen. Die Ankunft auf dem Cours General de Gaulle am Ende einer 800 m langen Geraden wird jedenfalls für den dritten Sprint Royal bereit sein. Ebenso wie die Sprinterteams, die alles daran setzen werden, dass ihnen keine Ausreißer in die Quere kommen. Und so wie die Tour bis jetzt gelaufen ist, wäre ein Sieg von Pascal Ackermann bei seinem Tourdebüt eigentlich nur logisch.