Mit dem Pyrenäen-Wochenende und den drei Bergen der Ehrenkategorie, den vier Bergen der 1. Kategorie und dem einen der 2. Kategorie wird es richtig ernst bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Heute dürfte sich bei der Auseinandersetzung der letzten vier Sieger der Tour in Person Pogacar und Vingegaard schon zeigen, wer die besten Chancen am Ende der zweiten Woche auf den dritten Gesamterfolg hat. 4.000 Höhenmeter verteilt auf 151,9 km im Gebirge werden für Veränderungen in der Gesamtwertung und für neue Abstände zwischen den verbliebenen Fahrern sorgen.
Vom Start in Pau bis zur Sprintwertung nach 70 km in Esquièze-Sère werden die schnellen Männer sich letztmalig vorne zeigen, auch wenn der Kurs da schon von ca. 200 auf ca. 500 m stetig aufwärts geht. Unmittelbar danach lassen die Pyrenäen „ihre Muskeln spielen“. Von Luz-Saint-Sauveur steigt das Terrain unbarmherzig zum Gipfel des Tourmalet an, werden die Sprinter schon den Omnibus bestiegen haben. 19 km lang bis auf 2.115 m und damit den ersten Berg der Ehrenkategorie mit 7,4 Steigungsprozenten im Mittel und Passagen von 8, 9 und 10 %. Auf den ersten Klassiker der Tour folgt nach der Abfahrt nach Sainte-Marie de Campan in 860 m der Anstieg zur Hourquette d’Ancizan: 8,2 km à 5,1 % mit Abschnitten von 8 %. Noch eine weitere schnelle Abfahrt nach Saint-Lary-Soulan (805 m) und von da die gefürchtete Kletterpartie nach Pla d’Adet - 10,6 km à 7,9 %.
Attackiert der Mann in Gelb?
Über den Weg zum Gipfel sagt Tour-Sieger Bernard Thévenet: „Er ist von Beginn an schwer, hat Steigungen von 9 % und einen unregelmäßigen Anstieg, der Rhythmuswechsel erfordert.“ Diese drei extremen Kletterpartien auf den letzten 80 km eignen sich für Angriffe, auch wenn hier und damit vor den Alpen noch nicht die Entscheidung fallen dürfte. Es kommt zudem auf die richtige Strategie an. Nachdem Pogacar bisher mit seinen Kräften nicht gerade hausgehalten hat, könnte er sich nach der Niederlage im Zentralmassiv heute seine Kräfte besser einteilen und die Taktik für sein Team ändern, zumal mit Ayuso ein wichtiger Helfer fehlt.
Entscheidung am Pla d’Adet
Denn schon die ersten beiden Berge, der Tourmalet, wo das Souvenir Jacques Goddet verliehen wird, fordern ihr Tribut. Die Hourquette ist zudem bekannt dafür, dass sie mit ihrem unregelmäßigen Verlauf hinauf, hinunter und wieder hinauf, die Fahrer aus dem Takt bringen kann. Weil sie nach der ersten heftigen Steigung schon glauben, das schwerste hinter sich zu haben. Der historische Anstieg zum Pla d’Adet wird als ultimative Herausforderung bei der ersten Hochgebirgsetappe die Entscheidung bringen - über Sieg oder Niederlage und über die neuen Abstände in der Gesamtwertung. 24 Stunden vor der zweiten brutalen Pyrenäen-Etappe.