Schon vor der Etappe die betrübliche Nachricht: Primoz Roglic ist ausgestiegen. Beim gestrigen Sturz nichts gebrochen - außer der Moral. Gleichbedeutend mit der Einsicht, dass er mit über 6’ Rückstand keine Chance mehr hatte, seinen Traum vom Gelben Trikot zu verwirklichen. Nach Vlasovs Ausfall ein weiterer harter Schlag für Red Bull - Bora hansgrohe, das seit Jahren einzige deutsche Team bei der Tour. Die Tour der Leiden machte ihrem Ruf alle Ehre. Auch heute wurde trotz aufkommender Müdigkeit heftig um den Sieg gerungen. Die Ausreißer verloren am Ende wieder gegen die Männer mit den schnellen Beinen.
Wieder sorgten die Fahrer vom Start weg für eine Überraschung: Von wegen langsam angehen, nachdem sie gestern mit über 47 Sachen im Schnitt unterwegs waren. Vom ersten Meter an viel Bewegung. „Radrennen total“ nannte das Thomas Voeckler auf dem Motorrad von France 2. Abrahamsen vorhersehbar unter den ersten Ausreißern. Überraschend Adam Yates (UAE) dabei mit Van der Poel, Kwiatkowski, De Lie usw. Trotz aller Bemühungen im Feld, das Adam Yates, vor der Etappe 8. der Gesamtwertung, nicht wegfahren lassen wollte, wuchs der Vorsprung der Spitzengruppe stetig an. Ab km 29 musste Pogacar auf die Unterstützung seines Edelhelfers Juan Ayuso verzichten. Wout van Aert versuchte mit einem Kraftakt, eine Gruppe mit seinem Kapitän Vingegaard nach vorne zu bringen, doch Ineos fuhr hinterher.
Spannung von Anfang an
Im Dorf Sos funkte das Feld SOS - die Distanz zur Spitze war auf über 1’ angewachsen. Doch nach und nach schmolz der Rückstand, so dass die Einigkeit bei den Ausreißern dahin war. Kwiatkowski (IGD), Cort Nielsen (UXM), Bernard (LTK) und Grégoire (GFC) ging es nach den bisher über 48 km/h jetzt nicht mehr schnell genug. Sie entfernten sich rasch von ihren Kollegen und damit vom Feld mit allen Favoriten. Die Sprintwertung in Nogaro am Circuit de l’Armagnac durchfuhr das Quartett in der Reihenfolge Grégoire, Bernard, Cort und Kwiatkowski. Kurz darauf geschlossenes Feld in der Verfolgung der übrig gebliebenen 4 Ausreißer.
Ständiges Hin und Her zwischen Ausreißer gestellt und neuen Attacken
Noch 60 km. Nach einer Linkskurve stärker blasender Seitenwind, was Visma sofort auszunutzen versuchte. Doch Pogacar & Co blieben aufmerksam. Dennoch riss das Feld in drei Teile. Eine größere Gruppe mit den Favoriten jetzt 14’’ hinter dem Quartett. Ein zweites Feld weitere 40’’ dahinter. Noch vor Madiran waren die Ausreißer eingeholt. An der Spitze jetzt 47 Fahrer mit allen Favoriten und vielen Sprintern - Cavendish hatte die Gruppe verpasst und lag schon 2’ zurück. Das 2. Peloton mit Zimmermann kam näher. Als Deutschland-Tour-Sieger Van Wilder stürzte, konnte Politt gerade noch ausweichen. 40 km vor Pau Zusammenschluss 1. und 2. Feld. Wieder Attacken. Mit Abrahamsen (UXM). Doch Teamkollege Johannessen und Carapaz (EFE) waren in der 7prozentigen Steigung stärker. Johannessen gewann den Sprint auf die Côte de Blachon 10’’ vor dem Feld. Nur 9,3 km weiter die Côte de Simacourbe, wieder Johannessen vor Carapaz bei bis zu 9 % Steigung. Das Feld holte die Beiden ein. Im weiter welligen Terrain gleich neue Angriffe mit ständig wechselnder Führung.
Deutsche Sprinter wieder gut platziert
Finish in Pau. Abrahamsen sprintete als erster los, aber ohne Chance. Denn Girmay wurde perfekt beschirmt und vorne postiert. Ackermann am Hinterrad. Philipsen eröffnete den Sprint, erst Mann gegen Mann mit Van Aert. Und Philipsen sicherte sich mit einem Tigersprung seinen zweiten Etappenerfolg. Ackermann erneut Dritter. Diesmal vor dem Mann in Grün, der sein Trikot ebenso verteidigte wie alle anderen Trikoträger; Platz 5 für Nikias Arndt, den Anfahrer von Phil Bauhaus. Kämpferischster Fahrer Cort Nielsen.
Nur noch eine Chance für die Sprinter vor Nizza. Morgen und übermorgen warten erst einmal zwei schwere Pyrenäen-Etappen.