Ein Trio animierte lange das Rennen durch die hübsche Landschaft des Périgord. Am Ende hatten die Drei gegen das jagende Feld jedoch keine Chance. So musste gleichwohl bergauf fast ein Massensprint wie am Vortag in Bordeaux entscheiden. Und heute war Mads Pedersen der Stärkste und wehrte auch die Angriffe des überragenden Sprinters Philipsen und von Van Aert ab. Trauriger Höhepunkt die sturzbedingte Aufgabe von Mark Cavendish. Eine Tragödie nicht nur in den Augen seiner Kollegen.
Unmittelbar nach Startfreigabe am Ortsausgang von Libourne erste Attacken. Mit Höllentempo konnte sich Boassan Hagen lösen; mehrere Fahrer setzten hinterher, so dass es nach 10 km wieder hieß: geschlossenes Feld. Nach 20 km gelang einem Trio doch die Flucht: Delaplace (ARK), Turgis (TEN) und Declerq (SOQ). Versuche zu ihnen aufzuschließen, ohne Erfolg. Kein Team gönnte dem anderen den Anschluss. So wuchs der Vorsprung der Spitzengruppe nach 50 km auf 4’20’’. Das schien Intermarché-Circus-Wanty, dem Team von Girmay und Zimmermann, nicht zu gefallen. Ineos Grenadiers beteiligte sich an der Nachführarbeit. Ansonsten beruhigte sich die Lage. Auch als der Vorsprung kurz vor der Sprintwertung auf über 5’ anwuchs. Hinter dem Trio - Reihenfolge Delaplace, Turgis, Declerq - sprintete Philipsen auf Platz 4 vor Jordi Meeus und Danny van Poppel (beide BOH) und Cavendish. Diese Situation nutzten einige Fahrer und zogen weiter durch: u.a. Van der Poel, Girmay, Coquard. Van Aert hatte die Aktion verpasst, so dass Jumbo Visma Vollgas fuhr, um die Lücke zu schließen. Dadurch wurde hinten eine Gruppe abgehängt. Kurz darauf kehrte wieder Ruhe ein. Das Trio hatte Zeit eingebüßt: noch um 4’ vor dem geschlossenen Feld mit Jumbo an der Spitze. Weiterhin schneller als der zuvor berechnete schnellste Schnitt.
Traurige Nachricht: Nach Sturz das Aus für Cavendish
75 km vor dem Ziel änderte sich das Terrain in Annäherung an die Côte de Champs-Romain (3. Kategorie). In der jetzt hügeligen Landschaft schrumpfte der Vorsprung auf das Feld, an dessen Spitze sich weitere Teams zeigten. Auf der Kuppe gab es 2 Punkte für Turgis, 1 für Declerq. Delaplace ging leer aus. Das Peloton folgte 3’ später. Dann der Schock: Um 15:41 und 59 km vor Limoges endete die so hoffnungsvoll begonnene Tour de France 2023 für Mark Cavendish, die ihn zum Sprintrekord von 35 Siegen führen sollte. Nach einem heftigen Sturz musste er das Rennen aufgeben. Inzwischen war das Feld nur noch 2’20“ hinter der Spitze. Als der Vorsprung erstmals unter 2’ sank, attackierte Kasper Asgreen - wie Declerq von Soudal Quick Step (SOQ). Bald 20’’ vor dem Peloton. Kurz darauf wieder eingeholt.
Fast ein Massensprint hinauf zum Ziel
Das Feld jetzt unter einer Minute hinter dem Trio. Vor dem 2. Berg überraschte Turgis seine Fluchtkameraden und holte sich einen Punkt auf dem Masmont im Alleingang. Doch Declerq jagte hinter ihm her. Im Feld wieder Jumbo vorne. Den letzten Berg nahm Turgis 11’’ vor seinem ehemaligen Fluchtkameraden unter die Räder und holte sich den Punkt. Das Peloton kam immer näher. Neben Vingegaard zeigte sich auch Pogacar vorne. 8 km vor dem Ziel war auch Turgis gestellt. Später als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet. Attacken aus dem Feld heraus. Weiter hinten ein Sturz u.a. mit Simon Yates und Steffi Crass. Der 13. der Gesamtwertung musste das Rennen ebenfalls aufgeben. Lidl-Trek brachte Mads Pedersen nach vorne. Und der widerstand auch bergauf allen Angriffen und holte sich den Sieg in Limoges vor Philipsen und Van Aert. Für Georg Zimmermann und sein Team ging die Rechnung, Girmay zum Sieg zu führen, nicht auf. Auch Geburtstagskind Phil Bauhaus konnte heute nicht in den Ausgang der Etappe eingreifen. Keine Änderungen bei den Trägern der Trikots. Morgen eine Rückkehr in die Tour-Historie auf dem Puy de Dôme.