Wout van Aert hat es geschafft: Eine heftige Attacke seines Jumbo-Visma-Teams veredelt er nach einem zehn Kilometer langen Solo mit dem Etappensieg in Calais. Magnus Cort stellt einen neuen Rekord auf.
Vor dem Start gab es eine Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Anschlags von Kopenhagen. Doch kaum hatte Tourdirektor Christian Prudhomme die Fahne gesenkt, fuhren Magnus Cort (EF Education-Easypost) und Antony Perez (Cofidis) weg. Keiner im Feld wollte mit. Die erste von sechs Bergwertungen holte sich Magnus Cort an der Côte de Cassel, die mit ihrem Kopfsteinpflaster schon einen Vorgeschmack auf die morgige Etappe nach Arenberg lieferte. Das Hauptfeld, das zwischenzeitlich über sechs Minuten hintern den beiden Ausreißern lag, kam an der Bergwertung erstmals richtig in Schwung. Quick-Step Alpha Vinyl erhöhte massiv das Tempo und sprengte das Feld. Fahrer wie Pinot, Van der Poel, Martin oder Froome fielen zurück und konnten sich erst einige Kilometer später wieder ans Feld heran kämpfen.
Rekord für Magnus Cort
Die Sprintwertung überließ Magnus Cort seinem Fluchtkollegen Perez. Im Hauptfeld, das wieder Tempo rausgenommen hatte, sprintete Jacobsen vor Van Aert und Mørkøv über die Linie. An der Côte de Remilly-Wirquin war wiederum Magnus Cort vorne und verbesserte damit einen Rekord von Federico Bahamontes aus dem Jahr 1958. Der Spanier hatte die ersten sieben Bergwertungen der Tour in Folge gewonnen, für Magnus Cort war es bereits die achte. Der Vorsprung der beiden Führenden wuchs derweil auf über sieben Minuten, ehe das Hauptfeld 90 km vor dem Ziel reagierte. 25 km später hatte Magnus Cort drei weitere Bergpunkte, der Abstand zum Feld war aber auf 2’30“ gesunken. Vor allem Lotto-Soudal, Trek-Segafredo und Alpecin-Deceuninck bestimmten das Tempo. Mit 1’15" Vorsprung fuhren Cort und Perez über die 5. Bergwertung des Tages.
Jumbo-Visma mit Großangriff
44 km vor dem Ziel attackierte an der Spitze Antony Perez und hängte Magnus Cort ab. Der Däne wurde wenig später vom Feld eingeholt. Perez hingegen leistete erbitterten Widerstand gegen das rasende Peloton. Mit 30" Vorsprung ging er in die letzte Bergwertung des Tages elf Kilometer vor dem Ziel. Und da ging auf einmal die Post ab: Jumbo-Visma attackierte, nur Adam Yates konnte folgen. Diese Nummer hatten sie schon bei Paris-Nizza geübt. Auf der Kuppe setzte sich Wout Van Aert ab und fuhr alleine weiter. Vingegaard und Yates wurden wenig später von Vlasov und Pogacar eingeholt. Der Mann in Gelb aber spielte nun auch seine Zeitfahr-Qualitäten aus und hielt das Peloton auf Distanz. Acht Sekunden vor dem Feld flog Wout van Aert über die Ziellinie und holte sich nach drei zweiten Plätzen endlich den ersehnten Etappensieg. Jasper Philipsen gewann den Sprint des Hauptfeldes vor Christophe Laporte, Alexander Kristoff und Peter Sagan. Bei den Trikots keine Änderungen. Antony Perez wurde zum kämpferischsten Fahrer der Etappe gewählt.
Wout Van Aert: "Ich wollte es nicht riskieren, noch einmal zu verlieren“
„Ich wollte es nicht riskieren, noch einmal zu verlieren. Es war eigentlich offensichtlich, dass wir etwas mit dem Team versuchen wollten. Wir waren in einer perfekten Position mit Nathan (van Hooydonck) und Steven (Kruijswijk). Nathan riss ein Loch. Über den Teamfunk hörten wir, dass wir Schaden angerichtet hatten, darum bin ich Vollgas gefahren, um zu sehen was passieren würde. Ich war mir nicht sicher, ob ich auf Jonas (Vingegaard) und (Adam) Yates warten sollte, aber ich bin Vollgas gefahren, damit Jonas nicht fahren musste. Auf den letzten...