Wie erwartet entschied der Schlusssprint der Favoriten über den Sieg bei der heutigen Etappe am Olympiastadion in Lausanne. Obwohl kurz eingebaut fand Wout van Aert die Lücke und schob sich auf den letzten Metern an Tadej Pogacar und Michael Matthews, den viele als Sieger getippt hatten, vorbei. Erfreulich aus deutscher Sicht wieder der tolle Job von Bora-hansgrohe für seinen wieder erstarkten Kapitän Aleks Vlasov. Die Ausreißer ereilte zuvor das ähnliche Schicksal wie gestern Lennard Kämna. Lange in Führung liegend ging ihnen am Schluss der Sprit aus.
Das Zuschauerinteresse ist nach wie vor riesig. Das gestrige Finale wollten Abertausende live und direkt vor Ort erleben. Mit ansteigendem Profil stiegen seit gestern die Temperaturen und die Zahl der Fans im „open-air-Stadion Tour de France“. Untrügliches Zeichen die große Zahl der Wohnwagen an der Strecke.
Sturz nach 10 km - viele Favoriten gingen zu Boden
Nach den ersten Covid-Infektionen im Peloton - betroffen Bouchard (AG2R) und Laengen (UAE) - gingen 170 Fahrer in Dole an den Start der 8. Etappe, die wie gehabt sofort mit Attacken eröffnet wurde. Der unermüdliche Magnus Cort war ebenso wieder dabei wie Nils Politt. Doch mit Mattia Cattaneo (Quick-Step), Fred Wright (Bahrain) und Frederik Frison (Lotto-Soudal) gelang anderen die erfolgreiche Flucht. Sie profitierten von einem Sturz im großen Feld nach 10 km, in dem fast jedes Team - inklusive UAE mit dem Träger des Gelben Trikots - verwickelt war. Dazu von weiteren Fahrern der Top Ten: Bardet, Gaudu, Thomas sowie Quintana, Vlasov, Schachmann, Mas, Sagan, Uran und O’Connor, um nur einige zu nennen. Viel Arbeit für die Mannschaftskameraden, um ihre Kapitäne ins Feld zurück zu bringen. Da dort das Tempo gedrosselt wurde, wuchs der Vorsprung des Trios auf über drei Minuten. Zwei weitere Fahrer mussten aus- bzw. absteigen: Vermaercke (DSM) und Moscon (Astana). Das Tempo der ersten Stunde lag mit rund 45 km/h deutlich unter dem Schnitt der letzten Etappen. Die erste Wertung galt dem Zwischensprint bei km 46 in Montrond. Die dreiköpfige Spitze blieb bei ihrem gleichmäßigen Tempo. Doch im Hauptfeld wurde gesprintet: Laporte für van Aert. Doch auf den 4. Platz sprintete um Reifenlänge Philipsen vor dem Mann im Grünen Trikot, seinem Teamkollegen Laporte und Jakobsen. Die sturzbedingte, zwischenzeitliche Aufregung hatte sich mittlerweile gelegt. Vom Feld kontrolliert blieb der Vorsprung des Trios weiter um drei Minuten.
Drei Berge als Vorgeschmack auf das steile Finale
Bei sinkendem Abstand näherten sich die Fahrer den drei Bergen vor dem finalen Anstieg in Lausanne. Im Peloton übernahm häufig Team Pogacar die Führung, Jumbo-Visma und Bike-Exchange beteiligten sich. Den ersten Berg, die Côte du Marechet (4. Kategorie), erklomm Frison (ein Punkt) vor seinen Fluchtkollegen und einen Kilometer bzw. 2’16’’ vor dem Feld. Auch den Aufstieg zur zweiten, etwas größeren Schwierigkeit des Tages, der Côte des Rousses (3. Kategorie), bezwang das Trio ohne zu sprinten. Cattaneo (2 Punkte) vor Frison (1 Punkt). Das Feld fuhr 1’42’’ später darüber. Als das Feld beschleunigte, musste sich Frison von seinen Fruchtkollegen verabschieden und in den Schoß der jagenden Verfolger zurückkehren. Das Duo kletterte bereits zur Côte de Pétra Felix (4. Kategorie), Cattaneo als Erster (1 Punkt). Im Peloton Sturz von Thibaut Pinot. Kaum saß er wieder im Sattel, prallte er mit dem Gesicht gegen den Verpflegungsbeutel eines Helfers. Dennoch schaffte er die Rückkehr ins Feld.
Faszinierender Bergaufsprint der Favoriten und Grün gewinnt
Der Abstecher in die Schweiz wurde nicht zum Ausflug an den Genfer See sondern zu einem anstrengenden Finale, in dem vor allem die Leader und ihre Teams gefordert waren. Vorsprung des Duos unter einer Minute. Viele Teams hatten diese Etappe auf dem Plan. Ereilte die beiden Führenden das gleiche Schicksal wie gestern Lennard Kämna? Noch behaupteten sie mehr als eine halbe Minute. Doch Cattaneo musste 8 km vor dem Ziel passen, Wright jetzt alleine vorne. Er widerstand bis km 3,5. Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) führte das Feld an und machte einen tollen Job für seinen Kapitän Vlasov, der sich wohl erholt hatte, aber am Ende doch nicht um den Sieg mitstritten konnte. Fast alle Favoriten bergauf dabei. Als Majka an Pogacar übergab, sah es nach einem erneuten Streich des Führenden aus. Doch sowohl Michael Matthews als auch Wout van Aert spurteten an ihm vor. Und der Mann im Grünen Trikot krönte seine bisherige tolle Tour mit dem zweiten Etappensieg. Keine Abstände bei den Klassementfahrern. Vlasov zeitgleich mit van Aert auf Platz 6, womit er sich eindrucksvoll zurückmeldete. Kämpferischster Fahrer wurde Mattia Cattaneo. Keine Veränderungen bei den Trikotträgern.