Reizvoll für Ausreißer, gefährlich für Favoriten

Die endgültige Entscheidung über den Sieg bei der Tour de France 2022 wird wieder in den Pyrenäen fallen. Jahrelang wechselte die Reihenfolge von Jahr zu Jahr: Standen im Uhrzeigersinn zuerst die Alpen auf dem Programm und dann die Pyrenäen, verlief die Große Schleife im darauffolgenden Jahr gegen den Uhrzeigersinn. 2017 wurde diese Tradition beendet. So kommt es, dass in diesem Jahr die Pyrenäen-Trilogie wie schon 2021am Ende der Tour zu bewältigen ist. Und diese drei Tage werden zeigen, ob der angriffslustige Vorjahrssieger noch einmal das Gelbe Trikot überstreifen kann oder ob der aktuell Führende das beliebteste Trikot auch danach noch tragen wird, ehe es zum letzten Showdown im Einzelzeitfahren nach Rocamadour kommt. Es bleibt also am Beginn der dritten Woche der 109. Frankreich-Rundfahrt mit Abstechern nach Dänemark, Belgien und die Schweiz äußerst spannend. Erfreulicherweise.

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Nach dem Ruhetag in Carcassonne wird in dieser Stadt mit der weltbekannten mittelalterlichen Festungsanlage die 16. Etappe gestartet. 178,5 km über vier Berge - je einmal 4. und 3. Kategorie und gleich zweimal 1. Kategorie - in das kleine Städtchen Foix an der Ariège. Da die beiden „Einser-Berge“ im letzten Drittel zu bewältigen sind, wird das Finale extrem anstrengend und zugleich entscheidend für den Ausgang der Etappe. Und ob Simon Geschke das Bergtrikot einen weiteren Tag behalten wird. Schon nach 12,5  km geht die Plackerei wieder los. Erst mal nur 1,1 km mit im Schnitt 6,6 % zur Cote de Saint-Hilaire, 4. Kategorie. 20 km weiter wartet der Col de l’Espinas - mit einer höheren Kategorie; 5,3 km à 5 %. Angriffe auf das Bergtrikot sollte Geschke bis dahin abwehren können. Er wird wie bisher aufmerksam beobachten, welche kletterfreudigen Ausreißer ihre wohl letzte Chance bei dieser Tour suchen. Bei Km 67,8 wartet in Lavenalet  die Sprintwertung. Da sollten Wout van Aert & Co sich noch in Szene setzen können.

Wer wird die Wand als Erster überwinden?

Von da an beginnt auf welligem Gelände und schmalen Straßen der Anlauf zum ersten Berg der 1. Kategorie, dem Port de Lers in 1.517 m Höhe. Der schon früh mit einer 10 %-Passage aufwartet und auf den letzten Kilometern noch einmal steiler wird. Dazu ständiger Rhythmuswechsel auf rauen Straßen, insgesamt 11 km mit im Schnitt 7 %. Doch entscheidend wird erst der zweite Berg der 1. Kategorie sein. Nach einer Abfahrt von 15 km wird es stressig. Die Mur de Péguère ist mit 1.375 m zwar nicht so hoch wie der Lers aber vor allem im Finale brutal steil mit Abschnitten von ungewohnten 16 und 18 Prozent. Und diese Wand ist wie gemacht für Angriffe von Fahrern, die mit ihrer bisherigen Position nicht zufrieden sind. Pogacar, Bardet, Quintana und andere. Obwohl dann noch 25 km Abfahrt folgen. Aber die Streckenführung downhill nach Foix wird kein Zuckerschlecken. Und zu kurvenreich, um verlorenen Boden bis ins Ziel wieder gut zu machen. Sollte die Vorhersage von Sebastien Hinault, Sportlicher Leiter von Arkéa-Samsic, zutreffen, ist im Finale nichts ausgeschlossen: „Nicht einmal eine komplette Schicksalswende an der Spitze der Gesamtwertung.“ Das verspricht jedenfalls ein Feuerwerk schon bei der ersten Pyrenäen-Etappe. 

Tour de France 2019 - 21/07/2019 - Etape 15 - Limoux / Foix Prat d'Albis (185 Km) - Simon YATES (MITCHETLTON - SCOTT) Vainqueur de l'etape 15
Tour de France 2019 - 21/07/2019 - Etape 15 - Limoux / Foix Prat d'Albis (185 Km) - Simon YATES (MITCHETLTON - SCOTT) Vainqueur de l'etape 15 © A.S.O./Alex Broadway

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