Kaum Überraschungen bei der vorletzten Etappe. Keine Veränderungen in der Rangliste der besten zehn bei der Tour de France, damit kam Wilco Keldermann um zehn Sekunden nicht an O’Connor vorbei und Carapaz deutlicher nicht an Vingegaard. Nicht Tour-Dominator Pogacar feierte den nächsten Sieg, sondern Wout van Aert. Der Belgier mit seinem zweiten Etappenerfolg dank eines überragenden Zeitfahrens. Zuvor hatte er die Etappe über den Mont Ventoux gewonnen, im Vorjahr einen Sieg im Sprint geholt. Bester Deutscher Max Walscheid, der als 19. zwei Minuten mehr für die 30,1 km benötigte.
In den wunderschönen Weinbergen mit den Toplagen Zuschauermassen wie in den besten Radsportzeiten. Sie wollten die Beantwortung der Frage live erleben: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schnellste im Radsport-Land? Aus deutscher Sicht waren die Chancen ohne Ex-Weltmeister Tony Martin, den besten deutschen Zeitfahrer, der nach einem spektakulären Sturz bei der 11. Etappe aufgeben musste, bei den noch 8 startenden Landsleuten eher gering. Was auch für den elffachen Etappensieger André Greipel am vorletzten Tag seiner Tour de France-Karriere galt. Der morgige Tag würde für ihn wichtiger werden. Immerhin gelang Max Walscheid nach 20 Fahrern die vorläufige Bestzeit: unter 38 Minuten. Aber nur bis zu Mikkel Bjerg (UAE), der mehr als eine Minute schneller und der erste mit einem 50er Schnitt war. Doch auch er musste schon bald den heißen Stuhl räumen: Der Schweizer Stefan Bissegger (EFN) benötigte bis Saint-Emilion acht Sekunden weniger als der Däne. Dann ließ Kasper Asgreen aufhorchen: Bei der ersten Zwischenzeit in Pomerol sechs Sekunden vor Bissegger und Bjerg. Gleiche Situation nach 20 km in Montagne. Mit einem überragenden Finish baute er den Vorsprung auf 23 Sekunden aus. Kaum im Ziel die nächste Bestzeit: Mitfavorit Stefan Küng (GFC), der „wie ein Schweizer Uhrwerk“ (Zitat Herbert Watterott) unterwegs war. Bei der ersten Zwischenzeit zehn Sekunden vor Asgreen, bei der zweiten aber „nur“ noch zeitgleich. Und zur Überraschung der Experten im Ziel 17 Sekunden langsamer als Asgreen, der folglich auf dem heißen Stuhl sitzen bleiben durfte. Und zwar lange.
Nicht Küng, nicht Asgreen: Wout van Aert war der schnellste
Nach über 100 Fahrern war das Klassement der ersten 5 eine dänisch-schweizerische Angelegenheit. Dann gelang dem Belgier Wout van Aert nach 7 km eine neue Bestzeit - drei Sekunden schneller als Küng. Daraus wurden bei der zweiten Zwischenzeit bereits 24. Doch Asgreen war auf den letzten 10 km ultraschnell. Aber van Aert büßte nur drei Sekunden ein und fuhr mit 35:53 eine neue Bestzeit. Als die Top Ten in der Gesamtwertung an den Start gingen, stieg die Spannung. Bei der ersten Zwischenzeit lag O’Connor überraschend fünf Sekunden vor Kelderman. Und Vingegaard zwar 12 Sekunden langsamer als sein Teamkollege bei Jumbo Visma, aber auch 17 Sekunden schneller als der Dritte, Carapaz. Die erste Zwischenzeit von Tadej Pogacar: plus 17 Sekunden mehr als van Aert. Bei der zweiten Zeitnahme hatte Kelderman den Spieß umgedreht und lag jetzt eine Sekunde vor seinem Konkurrenten um Platz vier. Und Vingegaard wurde hier mit der zweitbesten Zeit gemessen. Und als Pogacar an diese Marke kam, war klar, dass er seinen Zeitfahrsieg von Laval nicht wiederholen konnte. Am Ende belegte er in der Tageswertung Platz acht. Strahlender Sieger Wout van Aert. Eigentlich überflüssig zu sagen, dass es bei den beiden Trikotträgern Pogacar und Cavendish keine Veränderung gegeben hat.
Morgen die Parade bis Paris mit dem finalen Sprint auf den Champs Eliysées.