Was für ein Finish. Drei Ausreißer retteten sich vor den großen Favoriten ins Ziel. Ciccone sogar mit genug Vorsprung, um das Gelbe Trikot von Julian Alaphilippe, der gleichwohl stark war, zu erobern. Der brutale Schlussanstieg auf einer 800 m langen Schotterpiste brachte allerdings im Kampf um den Sieg in Paris nur Fingerzeige, aber keine Vorentscheidung.
Kühles, bisweilen regnerisches Wetter. Nach zögerlichem Start konnten sich 14 Fahrer, darunter mit Nikias Arndt, André Greipel und Nils Politt gleich drei Deutsche, aus dem Peloton lösen. Ihr Vorsprung wuchs rasch auf mehrere Minuten an. Beim einzigen Zwischensprint, den Andrea Pasqualon vor Politt und Greipel gewann, bereits über sechs Minuten. Unmittelbar danach der Aufstieg zum Le Markstein.
Sieben Minuten am Markstein
Angeführt von Deceuninck-Quick-Step und Ineos folgte das Feld über sieben Minuten später. Volle Punktzahl für Tim Wellens, den Mann im Bergtrikot, vor Guilio Ciccone, dem Bergkönig des Giro und derzeit virtuell in Gelb. Danach hieß es statt abfahren weiter klettern zum Grand Ballon, dem Dach der heutigen Etappe, und neun Prozent steil auf den letzten Metern. Wieder ein Zweikampf um die Bergwertung, diesmal siegte Thomas de Gendt vor Ciccone.
Edet muss krank aufgeben
Das Feld mit allen Favoriten kam 7:45 Minuten später oben an. Einige Franzosen im Pech: Nicolas Edet quälte sich lange mit Magenproblemen und musste später aufgeben, der französische Meister Warren Barguil musste zweimal sein Rad wechseln, schaffte aber jeweils den Anschluss. Vorne die dritte Kletterpartie hinauf zum Col du Hundsruck (2. Kategorie). Mit sieben Minuten Vorsprung stiegen die Ausreißer beim Anstieg aus dem Sattel. Durch einen Überraschungsangriff eroberte Natnael Berhane die maximale Punktzahl vor Wellens, Ciccone und De Gendt.
Greipel fällt aus der Spitzengruppe
70 km vor dem Ziel über acht Minuten Vorsprung. Wieder ging es stramm bergauf zum Ballon d’Alsace, dem ältesten Tour-Berg. Hier musste André Greipel abreißen lassen - ein Bravourstück, so lange mitgehalten zu haben und damit der Gefahr, aus dem Zeitlimit zu fallen, entgangen zu sein. Das Feld fuhr in die viertletzte Kletterpartie weiterhin piano. Allerdings wechselten sich jetzt die Favoriten-Teams an der Spitze ab - erst Ineos, dann Movistar, in Lauerstellung die anderen. Auf dem Gipfel angekommen sicherte sich Wellens die maximale Punktzahl vor Xandro Meurisse und Ciccone.
Vorsprung schmilzt
Der Vorsprung schmolz jetzt, weil sich auch Bora-Hansgrohe an der Nachführarbeit beteiligte. Fünfter und zugleich drittletzter Berg des Tages, der Col des Croix (3. Kategorie). De Gendt vor Teamkollege Wellens lautete das Ergebnis. Das Feld - nur noch sechs Minuten dahinter - war mittlerweile geteilt - ca. 50 Fahrer konnten dem Tempo der Favoriten nicht mehr folgen. Auf dem Gipfel wurde Greipel gestellt. Und De Gendt zog durch.
Ciccone holt Bonussekunden
Die letzten 30 km mit zwei Bergen der 1. Kategorie brachten die Entscheidung. Zunächst baute De Gendt seinen Vorsprung aus; zugleich fielen auch Politt und Arndt zurück. Der Col des Chevrères nächster Prüfstein mit teilweise 18 Prozent. Zu steil für den Führenden. Immer mehr Fahrer mussten der Tempobeschleunigung Tribut zollen. Auch Peter Sagan. Vorne nur noch vier von ursprünglich 14 Ausreißern: Ciccone,Teuns, Wellens, Meurisse. In dieser Reihenfolge erreichten sie auch den Gipfel in 914 m Höhe. Abstand zum von Valverde angeführten, kleiner gewordenen Feld: vier Minuten. Ciccone, virtuell in Gelb, sicherte sich auch acht entscheidende Bonussekunden.
Ciccone in Gelb
Vier Kilometer vor dem Ziel Attacken im Verfolgerfeld. Den Sieg machten Teuns und Ciccone unter sich aus, mit dem besseren Ende des Belgiers. Der Bergkönig des Giro konnte sich mit Platz 1 in der Gesamtwertung und dem Gelben Trikot trösten. Ganz stark Geraint Thomas aber auch Emanuel Buchmann, der bis zum Schluss bei den Favoriten blieb und Platz 8 belegte, im Gesamtklassement jetzt 12. Julian Alaphilppe kämpfte um Gelb, verlor es jedoch um sechs Sekunden. Wellens behielt das Bergtrikot, Sagan weiter in Grün.