Ein Novum in der 115jährigen Geschichte der Tour de France. Eine der kürzesten je gefahrenen Etappen, in der die Fahrer von Anfang an Vollgas fahren müssen. Startformation wie beim Motorrad-Grand-Prix oder bei der Formel 1: Aufstellung in der Reihenfolge des Klassements.
Auf der Pole Position der Träger des Gelben Trikots, gefolgt von den Fahrern auf den Plätzen 2 bis 20. Die nach aktuellem Stand besten 20 in einem Block. Die übrigen Fahrer in 20er Gruppen dahinter. 65 km und drei Pässe. Da drängt sich die Abkürzung GT Geraint Thomas = Grand Tourisme geradezu auf. Ein Experiment auf dem Weg, die Tour de France attraktiver, kürzer, schneller und abwechslungsreicher zu machen. Doch wird dieser Test wirklich für noch mehr Spannung und sogar für Veränderungen in der Gesamtwertung sorgen?
Der Kampf Mann gegen Mann wird also unmittelbar nach dem Start beginnen. Denn es geht sofort bergauf - insgesamt 43 km bei drei hammerharten Anstiegen - allein 16 km über acht Prozent. Eine „Etappe für Kämpfer“ nennt sie Tour-Direktor Christian Prudhomme. Start am Nachmittag in Bagnères-de-Luchon. Die erste Herausforderung ist der 14,9 km lange Anstieg zum Col de Peyesourde bzw. zur Montée de Peyragudes - im Schnitt 6,7 % bedeutet 1. Kategorie. Dann eine rasante Abfahrt zur Sprintwertung. Das dürfte selbst für den Träger des Grünen Trikots zu schwer sein, dort zu punkten. Dennoch keine Gefahr für seine große Führung. Und danach gleich wieder hinauf zum Col de Val Louron-Azet (1.580 m), wieder 1. Kategorie mit diesmal 7,4 km à 8,3 %. Wieder bergab nach Saint-Lary-Soulan und gleich anschließend zum dritten Mal bergauf zum Ziel in 2.215 m Höhe, dem Col de Portet. Zum Abschluss des Schlagabtauschs 16 km à 8,7 % mit dem Souvenir Henri Desgranges, dem Tour-Gründer.
Die Helfer der Top-Fahrer müssen sich also von hinten nach vorne abstrampeln, wenn sie ihren Kapitänen helfen wollen. Wohl dem der unter den ersten 20 Fahrern mehrere Teamkameraden hat - so wie Movistar mit drei Fahrern. Da dürfen insbesondere beim letzten Pass mit den schwersten Haarnadelkurven nach dem Mont Ventoux Abstände und gar Einbrüche vorprogrammiert sein. Zumal bei dieser Bergankunft nach „nur“ 65 Kilometern. Diese Distanz, so Streckenchef Thierry Gouvenou, ist eine kleine Referenz vor der Ordnungsnummer des Départements Hautes-Pyrénés. Und der letzte Berg ist eine Entdeckung. „Das wird ein echter Gigant der Tour werden“, so Prudhomme stolz. Die 17. Etappe dürfte also eines der Highlights der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt werden. Jetzt haben die Klassementfahrer das Wort. Auf geht’s!