See you on 29th October for the announcement of the routes for the Tour de France and Tour de France Femmes with Zwift in 2025.

"Dort holen wir uns den zweiten Stein"

Mit welchen Gefühlen blickst du zurück auf den Sieg 2015?
Am Ende war das für mich der schönste Tag meiner Karriere. Man hat da Emotionen, die man nie irgendwo sonst erleben kann. Daran erinnert man sich immer gerne zurück. Selbst wenn ich jetzt davon spreche, bekommt man da echt Gänsehaut. Das ist was ganz Besonderes, das ich wohl nie wieder vergessen werde und das mir viel Motivation gibt, um nächsten Sonntag wieder ganz vorne mit dabei zu sein.

Was waren die schönsten Erlebnisse nach deinem Sieg?
Alle Erlebnisse da im Velodrom waren einzigartig. Der Moment, wenn man die Ziellinie überquert und weiß, man hat das Rennen gewonnen, und einfach den Moment auch genießen kann - nicht wie bei jedem anderen Rennen, wo man anhält und sofort Fotografen und Journalisten auf einen zustürmen… Im Velodrom hat man halt noch seine Ruhe. Aber auch der Moment, wo wir als Mannschaft gemeinsam auf dem Podium standen, als ich meine ganzen Teamkollegen mit nach oben genommen habe, war etwas Unvergessliches. Das Bild habe ich immer noch zuhause.

Was ist das Besondere an Paris-Roubaix?
Es ist eines der härtesten Rennen übers Jahr gesehen. Man muss einfach über so viel Kopfsteinpflaster fahren, hat so viele Schwierigkeiten zu bewältigen, und es ist mit nichts zu vergleichen. Auch dieses Finish im Veldorm in Roubaix ist halt einzigartig. Gerade auch die ganzen Kopfsteinpflaster-Abschnitte - viele von denen sind von Anfang an dabei, das bedeutet, man fährt auf den Straßen von vor 120 Jahren. 

Hast du einen Lieblings-Kopfsteinpflaster-Abschnitt?
Ich glaube Lieblingsabschnitt kann man nicht so richtig sagen, aber wenn man ganz vorne mit dabei ist und in den Carrefour de l’Arbre reinfährt, hat man wirklich das Gefühl, man befindet sich gerade in der Hölle des Nordens. Der Slogan des Rennens passte einfach wie die Faust aufs Auge.

2016 konntest du wegen einer Verletzung nicht an den Start gehen. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Es war ja relativ früh klar, dass ich bei den Klassikern nicht dabei sein würde. Daher war diese Zeit eigentlich die schwerste Zeit: damit abzuschließen und zu akzeptieren, dass man dieses Jahr keine Möglichkeit hat, mit dabei zu sein. Und als dann die Klassiker kamen und ich auch schon die ganzen anderen Rennen mit Sanremo und der Flandern-Rundfahrt geguckt hatte, konnte ich das eigentlich mehr genießen als dass es eine Qual war. Ich hab das dann zusammen mit Freunden geguckt, wir haben das Ganze dann mal aus einer komplett anderen Perspektive betrachtet. War eigentlich gar nicht so schlecht, Ich hab es genossen und konnte genauer hingucken als man das im Rennen macht und konnte es so am Fernseher analysieren. Das war auch mal eine schöne Erfahrung. Aber dieses Jahr will ich natürlich wieder fahren!

Was ist das wichtigste bei diesem Rennen?
Das wichtigste bei Roubaix ist, dass alles 100 % stimmen muss, wenn man dort erfolgreich sein möchte. Man muss von Anfang an einen kühlen Kopf bewahren, darf keine Kraft verschleudern, muss Top-Material dabei haben, braucht ein bisschen Glück, dass die Konstellation auch so ist, wie man sich das wünscht… wenn das alles so funktioniert und auch die Mannschaft top drauf ist, braucht man eigentlich keine Angst zu haben. Man muss dann einfach nur sein Herz in die Hand nehmen, teilweise auch was riskieren und attackieren und einfach vorne mit dabei sein.

Du bist einer der wenigen Sprinter mit Siegchancen. Welche Rolle spielt das für dich?
Ich glaube, dass es für mich eher ein Vorteil ist als ein Nachteil. Viele sagen ja immer, dass es schwierig ist als Sprinter sich unter diese Klassikerfahrer zu mogeln. Ich versuche natürlich dann immer, auch defensiv zu fahren und mich so viel wie möglich zu verstecken, aber immer kann man sich natürlich auch nicht verstecken, man muss dann auch mal mitfahren. Ich bin froh, dass ich mittlerweile über die Jahre so viel Standgas und so viel Erfahrung gesammelt habe, dass ich in der Lage bin, zu attackieren. 2015 hab ich dann an einem gewissen Punkt gesagt, ich muss attackieren, ich muss mitgehen und dann hat es funktioniert.

Die großen Favoriten heißen Greg Van Avermaet und Peter Sagan. Ist es für dich ein Vorteil, dass du nicht ganz so stark im Fokus stehst?  
Ich glaube, dass dieser Fokus auf die anderen Fahrer (Sagan) mir persönlich gut tut und dass das kein Nachteil ist. Ich konzentriere mich sowieso größtenteils auf mich und versuche mein Rennen zu fahren. Ich gehe auch nicht in ein Rennen rein und sage, ich bleibe nur bei Sagan oder Van Avermaet am Rad, weil ich denke, dass mich das negativ beeinflusst in meiner eigenen Fahrweise. Ich muss mein Rennen fahren und mich auf mich konzentrieren. Es ist auch nicht so, dass gar kein Druck oder gar keine Erwartungshaltung von außen auf mich und auf unsere Mannschaft kommen würde. Wir haben hohe Erwartungen an uns selbst, aber auch die Leute stellen hoch Erwartungen an uns.

Hast du dich in deiner neuen Mannschaft Trek-Segafredo schon gut eingelebt?
Der Punkt an dem ich dachte, ich fühle mich wohl und ich fühle mich heimisch, war sehr schnell erreicht, das hat überhaupt nicht lange gedauert. Ich bin von der Mannschaft echt super aufgenommen worden. Die Abläufe sind so, wie man es sich einfach wünscht, das funktioniert echt alles super. Ich bin mit der ganzen Konstellation, auch der Mannschaft, sehr sehr glücklich und hoffe, dass wir jetzt auch bei Roubaix ein schönes Ergebnis einfahren können und dort am liebsten natürlich noch einen Pflasterstein mit nach Hause nehmen. Mein Sohn wird bei Roubaix auch wieder mit dabei sein und hat gesagt: "Dort holen wir uns den zweiten Stein!"

Folge uns

Erhalten sie exklusive informationen zur Tour de France

DE CLUB
DE | Appli mobile