Bei über 30 Grad gab Tour-Direktor Christian Prudhomme um 13.07 Uhr den Start für die Etappe im Zentralmassiv und die verbliebenen 176 Fahrer. Angeführt von Tony Martin und Warren Barguil, begleitet von Marcus Burghardt und Marcel Sieberg, schafften zehn Fahrer den Absprung. Doch beim Anstieg auf den ersten Berg der 1. Kategorie, die Montée de Naves d'Aubrac, nach nicht einmal 30 Kilometern schmolz die Gruppe auf das Trio Barguil, Pauwels und Caruso zusammen. In dieser Reihenfolge passierten sie den Gipfel rund zwei Minuten vor einer Gruppe von über 20 Fahrern und drei Minuten vor dem Hauptfeld. In der extrem kurzen Abfahrt gesellten sich Grmay und Van Baarle zum Spitzentrio. Danach ging es erneut aufwärts auf den Berg der 3. Kategorie, die Côte de Vieurals, auf dem sich Barguil erneut als Punktesammler für sein Bergtrikot hervortat. Die Konterattacke der 23 dahinter u.a. mit Martin, Sieberg, Geschke und Matthews kam ebenso näher wie der Patron der Tour Chris Froome die Ausreißer gewähren ließ. Durchschnittsgeschwindigkeit trotz des Berges der 1. Kategorie: 37,75 km.
Matthews und Martin
Nachdem Barguil sein Ziel, beide Bergwertungen zu gewinnen, erreicht hatte, überließ er seinen Fluchtkollegen die Führungsarbeit. Dabei holten die Verfolger immer mehr auf. Nach 59 km kam es zum Zusammenschluss, so dass 28 Fahrer an der Spitze fuhren. Das Feld zu diesem Zeitpunkt mit wachsendem Abstand dahinter: über fünf Minuten. Wie erwartet sicherte sich der Sieger von gestern und Zweite in der Punktwertung, Michael Matthews, den Zwischensprint und verkürzte damit den Abstand zu Marcel Kittel von 99 auf 79 Punkte. Das Feld passierte Saint-Alban-sur-Limagnole mit über sechs Minuten Rückstand. Die Spitzengruppe musste da schon wieder klettern - auf den nicht klassifizierten Berg L'Hospitalet du Sauvage in 1.312 m Höhe. Danach ging es mehr oder weniger steil bergab bis zum Fuß der letzten großen Schwierigkeit des Tages, dem Col de Peyra Taillade. Davor setzte Tony Martin eine Attacke aus der Spitzengruppe heraus. Während er mit Vollgas einen Vorsprung von etwas mehr als einer Minute herausfuhr, nahm das Feld unter der Führung von Team Sky weiter Tempo raus und lag 52 km vor Le Puy neun Minuten hinter dem Deutschen.
Erneut Schrecksekunden bei Chris Froome
Der wachsende Rückstand des Hauptfeldes bedrohte weniger den Mann in Gelb als andere in der Gesamtwertung vorne liegende Fahrer und ihren aktuellen Rang. Im Feld machten es vor allem Fahrer von AG2R Martin nach und beschleunigten noch vor dem Beginn der hammerharten Steigung, was Froome kurzfristig überraschte. Zudem hatte er einen Defekt und musste das Hinterrad wechseln. Mannschaftszeitfahren von AG2R und Schadenbegrenzung des Gelben Trikots. Im steilsten Teil mit Steigungswerten bis zu 14 % übernahm Barguil Kommando, Führung und Bergwertung. Tony Martin musste auch die anderen Fluchtkameraden ziehen lassen. Die Favoriten lieferten sich indessen einen harten Schlagabtausch. Froome gelang es mal allein, mal mit Helfer Mikel Landa zu Aru, Bardet und Uran aufzufahren, während Quintana erneut Schwierigkeiten hatte. Auch Emanuel Buchmann fiel aus dieser Gruppe zurück.
Viel Arbeit für Sky
Noch ein „kleiner“ Berg - nach 176 harten Kilometern war auch die Steigung der 4. Kategorie sicher keine Kleinigkeit - und dann die rasende Fahrt ins Ziel. Bauke Mollema konnte sich vorne absetzen, die Gruppe um das Gelbe Trikot war 20 km vor dem Ziel etwas mehr als sechs Minuten zurück. Dabei auch Contador, nicht aber Quintana, der heute endgültig die Tour 2017 verlor. Alle Bemühungen, den Führenden im Anstieg auf die Côte de Saint-Vidal zu stellen, schlugen fehl. Vier in der Verfolgung kamen näher, aber mehr auch nicht. Im „zweiten“ Rennen attackierte Simon Yates, der Träger des Weißen Trikots, kurz vor dem Gipfel, kam aber nicht weg. Neue Attacke von Dan Martin mit mehr Erfolg. Etappensieg für den Niederländer im Team Trek Segafredo, Bauke Mollema, der zudem als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet wurde. Dan Martin holte 14 Sekunden auf die anderen Favoriten heraus, die Gruppe um das Gelbe Trikot kam sechs Minuten nach dem Tagessieger in Le Puy-En-Velay an. Nairo Quintana fiel aus den Top 10 der Gesamtwertung, Emanuel Buchmann bleibt als 17. Bester Deutscher.