Von den Zeitfahretappen abgesehen war das heute die kürzeste Distanz bei der Tour de France 2017. Es war von Kilometer 0 an ein 101-km-Sprint. Die ersten Ausreißer, die Franzosen Voeckler und Barguil, waren rasch wieder eingeholt, mehr Bestand hatte die Gruppe Chavanel, Gilbert und De Marchi. In dieser Reihenfolge erreichten sie auch die Sprintwertung nach 13,5 km. Ihnen folgten 15 Sekunden später Matthews, Kittel und die anderen Sprinter. Unmittelbar danach begann der Anstieg zum ersten von drei Bergen der 1. Kategorie, dem Col de Latrape. Aus dem Feld lösten sich neun Verfolger mit Marcus Burghardt. Vorne ging weiter die Post ab, im Hauptfeld trennte sich früh die Spreu vom Weizen und hinten sammelten sich die Sprinter und angeschlagenen Fahrer im Gruppetto. Besonders offensichtlich das Leiden des Jakob Fuglsang (Team Astana), der immer noch an den leichten Brüchen seinen Sturzes litt und 35 km vor Foix endgültig aufgeben musste.
Contador und Quintana attackieren
Dem Tempo von Alessandro De Marchi konnten seine Begleiter nicht folgen. Bei seiner Verfolgung beschleunigten Mikel Landa (Sky), Alberto Contador (Trek) und Warren Barguil (Sunweb), der aktuelle König der Berge, der sich hinter De Marchi auf dem Gipfel den zweiten Platz und wertvolle acht Punkte sicherte. Nach etwa zehn Kilometern Abfahrt ging es schon in den zweiten Berg des Tages, den Col d'Agnes. Vier Mann waren jetzt angeführt von Contador an der Spitze. Der ehemalige Tour-Sieger drückte im Wiegetritt mächtig aufs Tempo. Auch Nairo Quintana (Movistar) attackierte gefolgt und „überwacht“ von Kwiatkowski (Sky), Vuillermoz (AG2R) und Barguil (Sunweb). Wie an einer Perlenschnur aufgereiht folgte das kleiner werdende Hauptfeld mit den Favoriten (noch mit Emanuel Buchmann) im Abstand von einer Minute. Aru allerdings ohne Helfer! Komfortabel für Froome, der in jeder Ausreißergruppe einen Mannschaftskameraden platziert hatte - kluge Strategie oder Rennglück? Contador ließ im schweren Anstieg, jetzt unterstützt von Landa, nicht nach. Auf dem Gipfel betrug der Vorsprung 2:40 Minuten, wodurch der Sky-Profi zur Gefahr für das Gelbe Trikot wurde. Barguil sicherte sich in der Gruppe Quintana 30 Sekunden dahinter als Dritter sechs weitere Punkte.
Höchstpunktzahl für Bergkönig Warren Barguil
In der Abfahrt attackierten Romain Bardet und Chris Froome, wovon sich Aru und Uran zunächst überraschen ließen. Immerhin konnten sie 30 Sekunden gegenüber den Führenden aufholen. Es folgte der dritte Berg mit einem extrem steilen Schlussanstieg: die Mauer von Péguère. Statt des Zusammenschlusses der beiden Spitzengruppen baute das Duo Contador-Landa bergauf den Vorsprung aus. Unglaublich viele Zuschauer säumten hier noch die Strecke. Weiter oben war die enge Straße allerdings gesperrt. In der Gruppe Gelbes Trikot legte Dan Martin ein irres Tempo vor, so dass immer mehr Fahrer abreißen lassen mussten. Die zwei verbliebenen Verfolger des Führungsduos, Quintana und Barguil, konnten auf den letzten Metern des Aufstiegs aufschließen. Und Barguil vom deutschen Team Sunweb baute seinen Vorsprung in der Bergwertung aus. Froome attackierte zweimal im Anstieg, die Mitfavoriten konnten mithalten und kamen mit 1:40 Rückstand oben an.
Keine Veränderungen auf den ersten Plätzen
Drei Berge überwunden, ging es für die zwölf stärksten des Tages in den vierten Teil der Etappe, die Abfahrt nach Foix. An der Spitze eine schnelles Quartett, das den Etappensieg unter sich ausmachte; knapp zwei Minuten dahinter ebenfalls mit Vollgas die Gruppe um Aru, Bardet, Froome & Co, in der Attacke auf Attacke folgte. Weder Froome noch Bardet noch Rigoberto Uran kamen entscheidend weg. Das gelang Dan Martin und nach ihm Simon Yates. Die absoluten Favoriten belauerten sich weiter. Teufelslappen für die Vier vorne. Warren Barguil revanchierte sich für seine hauchdünne Niederlage am letzten Sonntag in Chambéry und schlug Quintana und Contador im Sprint. Und das an seinem Nationalfeiertag! Dahinter kamen Yates und Martin mit 1:39 ins Ziel. Neun Sekunden danach das Gelbe Trikot und die übrigen Favoriten. Keinerlei Trikottausch an diesem rauschenden Radfahrerfesttag. Contador darf sich mit der Auszeichnung zum kämpferischsten Fahrer trösten. Emanuel Buchmann erreichte das Ziel 4'08“ nach dem Tagessieger und bleibt bester Deutscher im Gesamtklassement.
Etappenrückblick
14 Juli 2017
- 17:46
Barguil gewinnt am Nationalfeiertag
Tour de France 2017 | Etappe 13 | Saint-Girons > Foix