Wie nicht anders zu erwarten erlebten wir kurz nach dem scharfen Start um 13:20 Uhr in Vittel den ersten Ausreißversuch initiiert von Thomas Voeckler, der zum 15. und letzten Mal am Start ist. Acht Fahrer - neben Voeckler weitere frühere Etappensieger wie Geburtstagskind Philippe Gilbert, Thomas De Gendt, Ewald Boassan Hagen - fuhren rasch einen Vorsprung von mehreren Minuten heraus. Er stabilisierte sich dank der kontrollierten Nachführarbeit des amerikanischen Teams BMC bei um die drei Minuten. Insgesamt waren die 193 Fahrer - ohne die siegverwöhnten Sagan und Cavendish - heute wesentlich schneller unterwegs als gestern, nämlich im schnellsten errechneten Schnitt. Da BMC weiter die Pace machte, sank der Vorsprung nach ca. 60 km auf etwas über zwei Minuten. 100 km vor dem giftigen Schlussanstieg war das Oktett exakt 2:16 Minuten voraus.
Mattthews gewinnt Sprint der Sprinter
Die Entscheidung nahte. Zunächst bei Kilometer 102,5 in Faucogney die einzige Sprintwertung, die von den acht Ausreißern knapp zwei Minuten vor dem Feld erreicht wurde. Hier siegte Boasson-Hagen vor Gilbert und De Gendt sowie den anderen Ausreißern. Den Sprint des Feldes nur noch 1:30 Minuten hinter der Spitzengruppe entschied Michael Matthews als Neunter für sich, gefolgt von Marcel Kittel; Arnaud Démare wurde hier 13. noch hinter Rick Zabel. Wenige Kilometer weiter der Anstieg zum Berg der 3. Kategorie, der Côte d'Esmoulières. Hier mussten zwei der Fluchtkameraden abreißen lassen: Mickael Delage und Thomas De Gendt, die auch bald vom Feld geschluckt wurden. Die Führung im Peloton übernahm Richtung Berg wieder das Team BMC. An der Spitze machte Jan Bakelants Tempo, dem die verbliebenen fünf Fluchtkameraden zunächst nicht folgen konnten oder wollten. Er gewann die Bergwertung und heimste zwei Punkte vor Périchon (ein Punkt) ein. 47 km vor dem Ziel war sein Ausreißversuch zu Ende. Fortan war ein Sechstett mit zweieinhalb Minuten Vorsprung vorne.
Gilbert kämpferischster Fahrer
Noch 40 Kilometer für die Ausreißer bei inzwischen 27 Grad. Dahinter weiter das gewohnte Bild mit BMC in der Führung vor den weiteren Teams mit Siegambitionen. 20 km vor La Planche des Belles Filles sank der Vorsprung kontinuierlich. So nach und nach verabschiedeten sich die Sprinter im Grupetto. In der Spitzengruppe attackierte Geburtstagskind Gilbert. Bakelants konnte als einziger folgen. Zehn Kilometer noch und in das Feld kam auf der Suche nach der besten Position beim Beginn des Anstiegs Bewegung. Sky und Mouvistar übernahmen die Spitze. Nur noch eine Minute hinter dem Führungsduo, das den Schlussanstieg begann. Das kleiner werdende Feld folgte 40 Sekunden dahinter. Zigtausende verfolgten den Showdown auf den letzten sechs mit teilweise 20 Prozent ansteigenden Kilometern. Die beiden Führenden wehrten sich noch, während die übrigen Ausreißer nach und nach im Feld verschwanden. Letztes Aufbäumen von Gilbert, der als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet wurde, dann war der heroische Versuch zu Ende. Ebenso für den so hoffnungsvoll gestarteten Thibault Pinot, der abreißen lassen musste ebenso wie der Kolumbianer Esteban Chaves.
Keiner kann Aru folgen
2,3 km vor dem Ziel attackierte der italienische Meister Fabio Aru explosionsartig. Simon Yates versuchte nachzusetzen, Quintana und Contador konnten nicht folgen. Der Kapitän von Astana beschleunigte erneut und gewann erstmals eine Tour-Etappe. Mit diesem beherzten Angriff „à la Nibali“ überquere er die Ziellinie 16 Sekunden vor dem starken Daniel Martin aus der Mannschaft von Marcel Kittel. Christopher Froome gelang es, Richie Porte zu überholen. Als Dritter übernahm er Gelb vor seinem Mannschaftskameraden Geraint Thomas und dem heutigen Sieger, der nur 14 Sekunden dahinter vor Martin (25 Sek.) und Porte (39) liegt. Aru wurde zudem neuer Träger des Bergtrikots; Simon Yates fährt morgen in Weiß. Emanuel Buchmann ist bester Deutscher auf Rang 14.
Der letzte Italiener, der an der Planche de Belles Filles triumphierte, Vincenzo Nibali, gewann übrigens später auch die Tour. Allerdings auch jeder Fahrer, der hier Gelb überstreifen durfte. Und das war heute Chris Froome…