Vom ersten Meter dieser nur 138 Kilometer kurzen Etappe brannten die Fahrer ein Feuerwerk an Attacken ab. Fahrer, die auf das Bergtrikot spekulierten, die Etappe gewinnen oder im Gesamtklassement Zeit gut machen wollten. Und aus jeder Gruppe schaffte einer sein Ziel: Nibali als Ausreißer, Quintana im Gesamtklassement und Bardet bei der Bergwertung.
Attacken am laufenden Band
Den ernsthaftesten Angriff bei Regen und Sonne im Wechsel startete Vincenzo Nibali (Astana). Das Feld fiel auseinander. Auf dem Berg der 1. Kategorie schob sich Joaquim Rodriguez (Katusha), der Führende in der Bergwertung, an den Fluchthelfern Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo), Pierre Rolland (Europcar) und Nibali vorbei und baute damit seinen Vorsprung gegenüber Romain Bardet (AG2R) aus. Auf der schwierigen Abfahrt bei teilweise nasser Straße ging Letzterer in die Offensive und übernahm die Spitzenposition, während im kurz dahinter folgenden Feld Christopher Froome (Sky) versuchte, seine zeitweilig distanzierten Teamkameraden zu sammeln. Was in der Abfahrt und in der Ebene trotz weiterer Konterattacken im Feld gelang.
Ausreißversuch von Pierre Rolland, Defekt bei Christopher Froome
In Richtung Sprintwertung bildete sich eine größere Gruppe u.a. mit Joaquim Rodriguez. Ohne zu sprinten passierten die beiden Europcar-Fahrer Cyril Gautier und Pierre Rolland die Linie an der Spitze. Das Feld folgte mit rund eineinhalb Minuten Rückstand. Die Spitzengruppe entwickelte sich mit wachsendem Vorsprung zur erfolgreichen Ausreißergruppe des Tages. Zwischenzeitlich beschleunigte das Team Lotto NL-Jumbo, um den TopTen-Platz ihres Kapitäns Robert Gesink zu sichern. Auf den ersten Kilometern hinauf zum Col de la Croix de Fer ergriff Pierre Rolland die Flucht aus der Spitzengruppe und konnte seinen Vorsprung rasch ausbauen. Elf Kilometer vor dem Gipfel attackierte Astana im Feld, sprengte dadurch die Gruppe um den Träger des Gelben Trikots und erreicht bald die große Ausreißergruppe. Wieder konnte Froome bis auf einen Helfer isoliert werden. Als Alejandro Valverde attackierte blieb er cool und hatte ihn bald wieder gestellt. Dann ein mechanisches Problem bei Froome, das Nibali ausnutzte und beschleunigte. Doch Froome kurbelte sich wieder an die Gruppe und damit an seinen ärgsten Widersacher, Nairo Quintana, heran. Den Gipfel des Berges der höchsten Kategorie überquerte Rolland als Erster, eine Minute vor Nibali und zwei vor Froome & Co. Der Dritte am über 2.000 Meter hohen Berg, Bardet, übernahm hier – virtuell - das Gepunktete Trikot von Rodriguez.
Nibali und Quintana, die Männer der letzten Kilometer
Es folgte eine kurze, rasende Abfahrt vor dem nächsten Anstieg, einem Berg der zweiten Kategorie mit elf Prozent steilen Passagen, 40 Kilometer vor dem Ziel in La Toussuire. Rolland weiter vor Nibali und der Spitzengruppe. Als Europcar das Tempo zu verschleppen drohte, machte Movistar wieder die Pace, um Barguil, Talansky und Frank in den roten Bereich zu fahren. Inzwischen kam Nibali Rolland näher. Am Gipfel trennten sie nur noch wenige Sekunden. Dritter auch hier Bardet, jetzt vor Thibaut Pinot. Aber immer noch zwei Minuten vor Froome und den anderen Klassementfahrern.
In die Abfahrt gingen die beiden Führenden zusammen. Beim Anstieg zum Zielort distanzierte Nibali Rolland und kletterte alleine weiter. Sieben Kilometer vor La Toussuire holten die Klassementfahrer den Sieger von 2012 in diesem Skiort ein. Fünf Kilometer noch. Da attackierte Quintana und schaffte rasch ein Loch zu Froome – Contador und Valverde mussten abreißen lassen, so dass zu diesem Duo Bardet, Mollema, Gesink und Pinot wieder aufschließen konnten. Vincenzo Nibali wehrte auch den Angriff von Nairo Quintana ab und siegte in La Toussuire vor dem Kolumbianer. 30 Sekunden später wurde Froome Dritter. Dann folgten Pinot und Bardet, der das zwischenzeitlich errungene Bergtrikot mit seinem fünften Platz behauptete. Glückwunsch an die drei „Sieger“ des Tages Nibali, Quintana und Bardet.