Nach und nach verschlechterte sich das Wetter, am Ziel in Zeeland regnete es bereits. Plötzlich änderte sich auch das Rennszenario: Ausschlaggebend dafür war das Team von Alberto Contador. Dank einer enormen Beschleunigung von Tinkoff-Saxo zog sich das Feld nach etwas mehr als einer Stunde weit auseinander; es bildeten sich bei teilweise böigem Wind mehrere Gruppen; die Teams der Favoriten mussten sich mächtig ins Zeug legen um ihre Mannschaften zusammenzuhalten. Kurz vor der ersten und einzigen Sprintwertung in Rotterdam beschleunigte Jan Barta in der Ausreißergruppe; im Feld eroberten die Teams der Sprinter die ersten Ränge. Insgesamt hatte sich die Situation entspannt – auch weil es Contador & Co nicht gelungen war, sich entscheidend abzusetzen. Den Sprint gewann Barta mit Abstand vor Fonseca und Clement. Im Hauptfeld siegte John Degenkolb vor Alexander Kristoff und Peter Sagan.
Der Wind zerteilt das Feld
Barta und seine beiden Fluchtkameraden kamen wieder zusammen und hatten über einige Kilometer 20 bis 30 Sekunden Vorsprung. Nach rund 100 km hatte das Feld das Trio eingeholt – und das schlechte Wetter die Tour. Starker Regen behinderten fortan die Fahrer, Stürze häuften sich, wieder riss das Peloton auseinander. Für Quintana wurde es bereits dramatisch: Rund 50 km vor dem Ziel hatte er 44 Sekunden Rückstand. Auch einige Sprinter und der Vorjahreszweite Jean-Christophe Péraud waren abgehängt. Die Sprinter machten Tempo trotz der Schlechtwetterfront. Gute Nachrichten aus deutscher Sicht: André Greipel und Tony Martin waren vorne mit dabei, das Gelbe Trikot, Degenkolb, Pinot, Nibali nur in der Verfolgergruppe. Erst in der dritten Gruppe Quintana, Valverde und Péraud. Wenn jetzt Schluss wäre, hätte Martin Gelb... Und würden Cavendish und Greipel um den Etappensieg sprinten. Ironie des Schicksals: Sechs von BMC vorne dabei – nicht jedoch der Träger des Gelben Trikots.
Nibali, Quintana, Degenkolb verlieren den Anschluss
Doch noch waren 40 km zu absolvieren. Nibali stürzte, kämpfte anschließend verbissen um den Anschluss. Doch der Abstand wuchs. Stattdessen kam die Gruppe Quintana näher und schaffte den Zusammenschluss. Mit etwas mehr als einer Minute Rückstand rund 30 km vor Ziel. Auch Jens Voigt zeigte sich gegenüber letour vom Rennverlauf begeistert. Das Wetter besserte sich wieder, die Straßen blieben 25 km vor dem Zielstrich nass und damit gefährlich.
Dennoch ging der Kampf in allen Gruppen weiter. „Der Hai von Messina im Meer von Zeeland in Schwierigkeiten...“ Der Vorsprung der führenden Gruppe wuchs zeitweilig auf 80 Sekunden! Vorne ging weiter die Post ab.
Greipel oder Cavendish?
Der letzte Kilometer und die Entscheidung nahten. Cavendish oder Greipel oder doch Sagan? Cavendish zog den Spurt an – zu früh wie sich herausstellte, Greipel war der Cleverste und Schnellste, Sagan Zweiter. Da Cancellara Cavendish auf dem Zielstrich noch abfing, wurde er neuer Träger des Gelben Trikots – minimal vor dem erneut enttäuschten Tony Martin. Hätte sein Mannschaftskamerad Cavendish durchgezogen, hätte Martin das gelbe Jersey überstreifen und den deutschen Tageserfolg abrunden können.
Noch enttäuschender verlief die Etappe jedoch für Nibali, Quintana, Pinot, Péraud und Dennis, den strahlenden Sieger vom Samstag. Mit knapp eineinhalb Minuten Rückstand auf Froome, Contador, van Garderen gehen sie in die morgige Etappe!
Greipel ins Grüne
Unser Glückwunsch geht heute an André Greipel, Spitzname "Gorilla", der in Zeeland seinen siebten Etappensieg feiern konnte und morgen im Grünen Trikot unterwegs sein wird. Für Tony Martin bleibt Gelb in Reichweite: nur drei Sekunden hinter dem führenden Cancellara liegt er in der Gesamtwertung auf Platz zwei. Und noch kommen einige Etappen mit Chancen.