Thomas Voeckler: «Noch nicht einmal die Kraft, die Arme zum Jubeln zu heben»

Heute wollte ich vorne dabei sein. Als ich die Zusammensetzung der Spitzengruppe gesehen habe, dachte ich mir sofort, dass sie es bis ins Ziel schaffen kann. Allerdings war mir auch klar, das sehr starke Gegner für den Kampf um den Etappensieg dabei sind. Als ich auf der Passhöhe des Col du Grand Colombier die Führung übernommen habe, um mir das Bergtrikot zu sichern, meinte ich schon, mehr sei nicht zu holen. Trotzdem habe ich weiter an den Etappensieg gedacht, auch wenn meine Beine schon schmerzten.
Ich habe während des Tages vielleicht etwas zu viel gezeigt, wozu ich fähig bin. Jedenfalls haben mich im Finale alle behandelt, als wäre ich der Mann, den es zu schlagen gilt. Bei jedem Antritt sind sie mir hinterher gestiegen, und wenn ein anderer attackierte, war ich der einzige, der die Verfolgung aufnahm. Als Devenyns attackiert hat, habe ich den anderen gesagt, sie sollen ohne mich hinterherfahren. Auf einer Flachetappe wäre zu dem Zeitpunkt für mich Schluss gewesen, und er hätte gewonnen. Aber im Ziel wartete noch ein schöner Anstieg, und mein sportlicher Leiter Andy Flickinger hat mir gesagt, ich solle mein Glück wagen, um mir hinterher nichts vorwerfen zu müssen. Sonst hätte ich vielleicht gar nicht die Verfolgung aufgenommen.
Am Ende waren es absolute Höllenqualen. Erst fünf Meter vor dem Zielstrich hatte ich den Sieg sicher in der Tasche. Ich hatte noch nicht einmal die Kraft, die Arme zum Jubeln zu heben.
Das Bergtrikot kann man nicht mit dem Gelben Trikot vergleichen. Aber heute morgen hatte ich keine Chance auf das Gelbe Trikot. Das Bergtrikot durfte ich bereits zwei Mal tragen, aber niemals zu so einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Tour. In meinen Gedanken bin ich bei „Chartix“, der das Trikot 2010 bis nach Paris trug. Wenn es ihm gelungen ist, dann kann ich es auch versuchen. Ich werde es nicht so leicht hergeben, ich werde darum kämpfen, darauf ist Verlass. Aber schon morgen stehen wieder Berge auf dem Programm, und bereits nach dem ersten Anstieg werden 25 Punkte vergeben.